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Börsen-Zeitung: Neue Börse ohne Börse, Kommentar zum Umzug der Börse nach Eschborn von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Die Verantwortlichen für die Frankfurter
Straßenschilder müssen in zwei Jahren ein kniffliges Problem lösen. 
Im Stadtteil Hausen wird es nach wie vor eine Neue Börsenstraße 
geben, aber keine Börse mehr. Was für die Taxifahrer eine gute 
Nachricht ist, da die Strecke vom Bahnhof zur "Neuen Börse" dann ein 
paar Kilometer länger wird, ist für die Stadtverwaltung aber aus ganz
anderem Grund ein Ärgernis: Der Wegzug der Deutschen Börse nach 
Eschborn bedeutet einen schmerzhaften Verlust an 
Gewerbesteuereinnahmen.
Für den Finanzplatz ist der Umzug fast des gesamten Personals bis 
zum Jahr 2010 auch eine Überraschung. Gerade erst waren die 
Befürchtungen, die Deutsche Börse könnte Frankfurt verlassen, nach 
dem Scheitern der Versuche zur Übernahme der London Stock Exchange 
und Euronext ad acta gelegt worden, und nun verlässt der 
Marktbetreiber die Mainmetropole doch. Wirklich gravierend sind die 
Folgen für den Finanzplatz jedoch nicht. Frankfurt bleibt 
juristischer Sitz des Unternehmens, und dass der Betrieb ein anderes 
Gebäude gleich außerhalb der Stadtgrenzen bezieht, bedeutet für die 
Finanzbranche letztlich keine nennenswerte Veränderung.
Es ist möglich, dass eine Diskussion darüber aufkommen wird, ob 
die Veränderungen, die das Management einschließlich des im September
angekündigten Stellenabbaus beschlossen hat, angesichts der hohen 
Profitabilität notwendig sind. Werden nicht Arbeitsplätze und 
Steuereinnahmen vernichtet, nur um raffgierigen Hedgefonds das Geld 
in den Rachen zu werfen, wird sich mancher fragen.
Über Sinn und Legitimität der umfangreichen Auskehrungen an die 
mehrheitlich ausländischen Anteilseigner lässt sich streiten. 
Unabhängig davon ist das Recht der Deutschen Börse unbestreitbar, 
Möglichkeiten zur Kostensenkung zu nutzen. Der Umzug ist nichts 
anderes als eine Optimierungsmaßnahme. Dass die Aktionäre, die davon 
hauptsächlich profitieren, mehrheitlich Ausländer sind, ist nicht der
Deutschen Börse anzulasten, sondern Folge der Entscheidung der 
ehemaligen strategischen Anteilseigner, sich fast komplett von ihren 
Anteilen zu trennen. Und wenn steuerliche Rahmenbedingungen so 
gestaltet sind, dass sich der Aufwand lohnt, den sich die Deutsche 
Börse aufbürdet, dann hat nicht das Unternehmen ein Problem, sondern 
die Stadt Frankfurt.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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