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Börsen-Zeitung: Die Kunst der Dosierung, Kommentar von Markus Frühauf zu den Forderungen des G7-Gipfels und der Gefahr einer Überregulierung der Banken

Frankfurt (ots)

"Allein die Dosis macht das Gift." Nur allzu
gerne möchte man den Regierungen der G7-Staaten die Worte des 
deutschen Mediziners und Alchemisten Paracelsus aus dem sechzehnten 
Jahrhundert zurufen. Denn die Finanzkrise und der auf bis zu 1 Bill. 
Dollar geschätzte Abschreibungsbedarf der Banken könnten Politiker 
dazu verleiten, die Zügel für die Kreditwirtschaft strenger zu 
straffen, als nötig wäre. Denn damit ließe sich beim Wähler punkten.
Von der Kunst der richtigen Dosierung müssen sich die 
G7-Regierungen, -Notenbanken und
-Aufsichtsbehörden in den kommenden Wochen bei dem beschlossenen 
Aktionsprogramm leiten lassen. Die Vorschläge des Expertengremiums 
Financial Stability Forum (FSF) zielen in die gleiche Richtung wie 
die vom internationalen Finanzverband, dem Institute of International
Finance (IIF), präsentierten Ideen zur Selbstregulierung. Doch gibt 
es Ansätze, die auf eine staatliche Überreaktion hindeuten.
Es muss berücksichtigt werden, dass die überwiegende Zahl der 
weltweit tätigen Banken mit der Finanzkrise wenig zu tun hat. Eine 
Überregulierung belastet auch die sauberen und gesunden Banken. Damit
treffen die - gewiss nicht zu verharmlosenden - Fehler weniger 
Institute die Gesamtbranche, quasi eine von oben verordnete 
Sozialisierung der Verluste. Die Gefahr dieser Überregulierung ist 
ihre Prozyklizität: Die sauberen Institute müssten infolge höherer 
Kapitalanforderungen ihre Kreditvergabe einschränken.
Deshalb ist die vom FSF geforderte generelle Anhebung der 
Eigenkapitalunterlegung im aktuellen Konjunkturumfeld alles andere 
als hilfreich. Die Regierungen sollen stattdessen ihre Anstrengungen 
intensivieren, damit die neuen, risikoadjustierten Eigenkapitalregeln
(Basel II) weltweit zügig umgesetzt werden. Diese Forderung des FSF 
ist zu begrüßen. Mit Basel II hätte die Finanzkrise nicht dieses 
Ausmaß annehmen können, weil dann die Risiken der außerbilanziellen 
Zweckgesellschaften hätten konsolidiert werden müssen.
Vielen Forderungen des G7-Gipfels stimmen auch die Banken zu. Die 
Politiker müssen der populistischen Versuchung einer Überregulierung 
widerstehen. Die Banken haben selbst ein Interesse an einer 
Überwindung der Krise. Vertrauen in deren Selbstregulierung und 
wohldosierte Maßnahmen für eine effektivere Aufsicht lauten die 
Gebote.
(Börsen-Zeitung, 15.4.2008)

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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