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Börsen-Zeitung: Die Anleger fassen Mut Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Bei den Akteuren an den Finanzmärkten löst sich
die ängstliche, teilweise panische Stimmungslage, die vor noch nicht 
allzu langer Zeit vorgeherrscht hat, zusehends auf. Die Anleger 
fassen Mut und sind wieder bereit, höhere Risiken einzugehen. 
Ermuntert werden sie von einer Reihe positiver Entwicklungen und 
Ereignisse, die darauf hinzudeuten scheinen, dass die Überwindung der
Krise tatsächlich gelingt und damit an den Aktienmärkten nun 
attraktives Aufwärtspotenzial besteht. Dass die Investoren bereit 
sind, das Glas wieder als halb voll und nicht als halb leer zu 
betrachten, zeigt die Reaktion auf die Entscheidung der Fed. Sie hat 
am Mittwoch zu verstehen gegeben, dass sie es mit weiteren 
Zinssenkungen nicht mehr allzu eilig hat, auch wenn sie nach wie vor 
Gewehr bei Fuß steht.
Der Markt hat nicht über das bevorstehende Ende der Zinssenkungen 
geklagt, sondern dies als Signal gefeiert, dass das Schlimmste 
überstanden sein könnte und eben deswegen schnelle, starke 
Zinsschritte nicht mehr notwendig sind. Ähnlich wirkten Äußerungen 
des US-Finanzministers Henry Paulson, der die US-Wirtschaft als 
solide bezeichnete und erklärte, "mehr als die Hälfte der Krise liegt
hinter uns". Als seien sie Teil eines gelungenen Krisenmanagements, 
fallen nun auch noch die Konjunkturdaten besser aus als erwartet. 
Insbesondere der US-Arbeitsmarktbericht, der bei weitem nicht so 
schwach ausfiel wie befürchtet, bestätigt die Investoren in der 
Erwartung, dass die Krise dem Ende entgegengeht. Den Dax hat der 
Bericht im Handelsverlauf nicht nur über 7.000, sondern gleich auch 
noch bis in die Nähe der Schwelle von 7.100 Zählern und damit auf den
höchsten Stand seit Mitte Januar gehievt.
Es passt ins Bild, dass gerade die Aktien der krisengeschüttelten 
Bankbranche, die vor wenigen Wochen noch niemand anfassen wollte, 
seit der Quartalswende eine rasante Aufwärtsentwicklung zeigen. Das 
ist durchgängig an den Börsenplätzen in Japan, Europa und den USA zu 
beobachten. Einige Beispiele: Mizuho, zur Quartalswende noch einer 
der Topverlierer des bisherigen Jahresverlaufs im japanischen 
Auswahlindex Topix Core 30, hat sich mittlerweile unter die Gewinner 
eingereiht. Zu verdanken ist dies einem kräftigen Sprung um 47% seit 
Anfang April. In Deutschland hat Hypo Real Estate gegenüber ihrem 
durch die Vertrauenskrise erreichten Tief von rund 13 Euro um bis zu 
88% zugelegt. In den USA hat sich beispielsweise die Aktie der 
Investmentbank Lehman Brothers, die im März durch gezielt gestreute 
Gerüchte bis auf rund 20 Dollar abgestürzt war, wieder bis in die 
Nähe der Schwelle von 50 Dollar erholt. Insgesamt haben europäische 
Bankaktien, gemessen am entsprechenden Stoxx-Sektorindex, seit dem 
Tief vom März 22% gewonnen.
Stimmt das Szenario, das die Marktakteure derzeit spielen, dann 
hat der Aktienmarkt durchaus noch Aufwärtspotenzial. Die Dax-Werte 
könnten durch einen dann weiter steigenden Dollar zusätzlichen 
Rückenwind erhalten. Allerdings wird den Aktienmärkten ein eher 
steiniger, von weiterhin häufigen Richtungswechseln geprägter Weg 
nach oben bevorstehen.
So ist das Ende der konjunkturellen Abschwächung in den USA 
derzeit noch nicht mehr als ein Hoffnungswert. Darüber können auch 
die zuletzt besser als erwartet ausgefallenen Daten nicht 
hinwegtäuschen. Die amerikanische Volkswirtschaft hat im April 
immerhin noch per saldo 20.000 Stellen abgebaut. Die 
US-Einkaufsmanagerindizes fielen zwar weniger schwach aus, als 
befürchtet worden war, lagen aber immer noch unterhalb der Schwelle 
von 50 Punkten und damit innerhalb des Bereichs, der wirtschaftliche 
Verlangsamung signalisiert. In den kommenden Wochen und Monaten 
drohen weiterhin enttäuschende Konjunkturdaten.
Ferner sind gerade die Finanzbranchen nach den kräftigen Avancen 
der letzten Wochen für Gewinnmitnahmewellen anfällig. Sie könnten 
zudem auch den Gesamtmarkt treffen, wenn erst einmal die 
Berichtssaison abgelaufen ist und von dieser Seite keine Impulse mehr
ausgehen. Es ist daher wenig wahrscheinlich, dass sich die 
Aufwärtsbewegung in dem Tempo der zurückliegenden Tage fortsetzen 
wird.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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