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Börsen-Zeitung: Der Bönnsche Gönner, Kommentar zur Jahrespressekonferenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Man muss auch gönnen können! In Bonn, dem Sitz
der deutschen Allfinanzaufsicht BaFin, legt diese dem Rheinischen 
Grundgesetz angehängte Regel (Mundart: Mer muss och jünne könne!) 
nahe, weder neidisch noch missgünstig zu sein. Jochen Sanio, 
Präsident der BaFin, hat sie offenbar verinnerlicht. Dass ihm 
ausgerechnet am Tag der Jahrespressekonferenz seiner Behörde das 
Staatsoberhaupt die Show stahl, hat der sonst für klare Ansagen 
bekannte Niedersachse nach eigenem Bekunden jedenfalls bestens 
verkraftet. "Mit Genuss" habe er die Berichte gelesen, in denen der 
Bundespräsident die internationalen Finanzmärkte mit einem Monster 
verglich, das in Schranken gewiesen werden müsse.
So viel Leichtigkeit muss man sich leisten können. Die Krise am 
amerikanischen Subprime-Hypothekenmarkt und die sich anschließenden 
Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten erkannte auch die 
deutsche Finanzaufsicht nicht vorzeitig. Wie die gestraften Banken, 
die sich auf der zum Teil offenbar verzweifelten Suche nach 
renditeträchtigen Anlagen die toxischen Wertpapiere andrehen ließen, 
verließ sich auch die BaFin auf Ratings für solche 
Subprime-Verbriefungen, die zu lange die Risikolosigkeit dieser 
Papiere suggerierten. Dass die Bonitätsprüfer, deren Geschäftsmodell 
auf Glaubwürdigkeit basiert, so danebenliegen konnten! Nun schlägt 
die internationale Armada der Finanzaufseher, vereint mit den 
Notenbanken und Regierungen der größten Industriestaaten, zurück und 
reguliert. Für die Ratingagenturen heißt das, dass sie sich künftig 
einem Kontrollgremium gegenüber verantworten müssen.
Als Mahner machte sich Sanio schon lange vor Ausbruch der 
Finanzmarktturbulenzen auch international einen Namen. So wie er die 
zu wenig transparenten Hedgefonds ("schwarze Löcher") geißelte, 
warnte er auch vor den Risiken hochkomplexer Finanzprodukte. Dass der
Beinahe-Kollaps der IKB keine Kettenreaktion im deutschen 
Bankensektor und Dimensionen einer Branchenkrise wie 1931 nach sich 
zog, ist wohl auch auf das alarmierende Einschreiten des 
BaFin-Präsidenten zurückzuführen.
Insoweit ließe sich die Lockerheit vor der Presse also erklären. 
Das Adjektiv "monströs" habe er, so Sanio, kurzerhand aus dem 
Redetext gestrichen, um nicht als Epigone aufzutreten.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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