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Börsen-Zeitung: Einstürzende Neubauten, Kommentar zu den staatsanwaltlichen Ermittlungen bei der Telekom von Heidi Rohde

Frankfurt (ots)

Die "Affäre Telekom" und der Korruptionsskandal
bei Siemens haben jenseits aller Unterschiede in der Sache jetzt 
schon eins gemeinsam: Sie sind beide uferlos. Die Unternehmen stehen 
im Kampf um ihre Glaubwürdigkeit auf verlorenem Posten, solange 
tägliche neue Einzelheiten aus einem über Jahre geübten schmutzigen 
Geschäft an die Öffentlichkeit dringen. Während jedoch bei Siemens 
der Skandal selbst zum Auslöser eines Neubeginns bei Führungsspitze 
und Corporate Governance wurde, wollte die Telekom eigentlich diesen 
Neubeginn mit der Ära Obermann bereits eingeleitet haben.
Nachdem die Staatsanwaltschaft in der Spitzelaffäre offiziell die 
Ermittlungen bei der Telekom und deren Mobilfunktochter aufgenommen 
hat, braucht man allerdings kein Prophet zu sein, um zu ahnen, dass 
das Fundament, auf dem René Obermann den Umbau der Telekom begonnen 
hat, nicht das beste war. Nicht umsonst zieht der staatliche 
Großaktionär mit lautstarken Solidaritätsbekundungen zu Obermann 
vorsorglich eine Stütze nach der anderen ein.
Die Dynamik der Ereignisse bringt den Konzernchef unter Druck, 
auch wenn sich die Ermittlungen gegen seinen Vorgänger Kai-Uwe Ricke 
und ausdrücklich nicht gegen ihn selbst richten. Denn die Telekom hat
- ganz wie in alten Zeiten - ihre Position durch eine unglückliche 
Defensivstrategie in der Kommunikation geschwächt. Sie hat das Heft 
des Handelns aus der Hand gegeben und bei der Information der 
Öffentlichkeit anderen den Vortritt gelassen. An Obermann, der in der
Ära Ricke immerhin auch bereits im Vorstand war, haftet nun der 
unschöne Verdacht, versucht zu haben, die Sache unter dem 
Deckmäntelchen der Verschwiegenheit zu halten.
Der Kollateralschaden, den die Telekom mit der kriminellen 
Überwachungsaktion angerichtet hat, zeigt sich am Sturm der 
Entrüstung, der allerorten losbricht. Kunden, Journalisten, 
Arbeitnehmer und Gewerkschaften sind betroffen. Das 
Fernmeldegeheimnis ist ebenso berührt wie die Pressefreiheit und die 
Persönlichkeitsrechte des Einzelnen. Das Schlimmste bei alldem ist 
jedoch, dass sich die skandalösen Vorgänge bei der Deutschen Telekom 
scheinbar nahtlos einfügen in das Bild, das die Korruption bei 
Siemens oder das Schmierentheater bei VW vermitteln. Das Ansehen der 
Dax-Liga wird einmal mehr schwer beschädigt.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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