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Börsen-Zeitung: Kontrastprogramme, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Situation bei den Landesbanken

Frankfurt (ots)

Jetzt sind Bankenwelt und Bankenpolitik völlig
aus dem Häuschen. In den USA, Musterland des Turbokapitalismus, 
werden die vor dem Kollaps stehenden Schwergewichte Fannie Mae und 
Freddie Mac mit Finanzspritzen irgendwo in der Spanne von 25 Mrd. bis
200 Mrd. Dollar aufgepäppelt - die Börse ist außer sich vor Freude 
über den Akt der Verstaatlichung zulasten der Steuerzahler. Derweil 
macht sich die EU-Kommission wegen einer vergleichsweise läppischen 
5-Mrd.-Euro-Bürgschaft nass, mit der die Eigentümer das Überleben der
WestLB gewährleisten, und mischt sich auf ganz andere Weise als die 
US-Regierung in die Gestaltung des Bankenmarktes ein - dessen 
Eigentumsordnung in der EU nationaler Regelungshoheit unterliegt. 
Welch ein Kontrastprogramm!
Anderer Schauplatz, anderer Antagonismus: Bayern war zu Edmund 
Stoibers Zeiten (die gerade mal seit einem Jahr vorbei sind) eine 
Trutzburg des öffentlich-rechtlichen Bankgewerbes. Heute denkt die 
BayernLB vor lauter Schreck, dass ihr Ähnliches widerfahren könnte 
wie dem bemitleidenswerten Düsseldorfer Spitzeninstitut, gleich mal 
laut über die Hereinnahme eines Finanzinvestors nach. Das Tempo und 
die scheinbare Lässigkeit, mit denen hier wie dort vermeintlich 
gefestigte Kulturen, Traditionen, Weltanschauungen und Dogmen mir 
nichts, dir nichts über den Haufen geworfen werden, rauben 
Beobachtern den Atem.
Drittes Kontrastprogramm: noch einmal WestLB, diesmal im Vergleich
zur HSH Nordbank. Die Träger der einst mächtigsten Landesbank - vor 
allem Land NRW und regionale Sparkassenverbände - haben ihr Institut 
durch fatale Fehl- und Nichtentscheidungen in die Defensive und eine 
schier ausweglose Situation manövriert. Die von der Finanzkrise 
ebenfalls schwer getroffene HSH Nordbank hingegen geht - offenbar mit
Rückendeckung auch der Stadt Hamburg, des Landes Schleswig-Holstein 
und der dortigen Sparkassen - mit einem Programm in die Offensive, 
das in seiner Radikalität jedenfalls für eine Landesbank geradezu 
revolutionär erscheint. Gewiss, die Nordlichter haben das 
Profitabilitäts- und Effizienzprogramm angesichts des krisenbedingten
Ertragseinbruchs und ihrer nach wie vor alles andere als komfortablen
Kapitalausstattung bitter nötig. Aber - auch das macht hier den 
Kontrast aus - sie ziehen die Konsequenzen, solange sie selbst noch 
dazu in der Lage sind und ihnen niemand in Brüssel oder sonst wo die 
Bedingungen diktiert.
(Börsen-Zeitung, 9.9.2008)

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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