Börsen-Zeitung: Licht im Tunnel Kommentar zur Ankündigung der Deutschen Bank, 2500 neue Stellen schaffen zu wollen, von Carsten Steevens.
Frankfurt (ots)
Man mag es kaum glauben, aber es gibt doch noch Licht im Tunnel. Und es ist nicht das Licht eines herannahenden Zuges, wie Peer Steinbrück bereits finster argwöhnte. Realitätsfremd ist der Bundesfinanzminister nicht, wenn er inzwischen mit spürbaren Folgen der nicht enden wollenden Finanzmarktkrise für die Konjunktur in Deutschland rechnet. Doch während sich die Hiobsbotschaften aus der Industrie zu häufen beginnen und die Automobilbranche schon ihre Produktion zurückfährt, sendet ausgerechnet ein Kreditinstitut ein Signal der Hoffnung.
Gerade hat der US-Kongress ein 700 Mrd. Dollar schweres Rettungspaket für den Finanzsektor beschlossen, gerade hat die britische Regierung in einem beispiellosen Akt acht Kreditinstitute teilverstaatlicht, da meldet die Deutsche Bank, bis 2012 insgesamt 2500 neue so zialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Zwar fallen zugleich 1100 Stellen in kundenfernen Bereichen weg, weil die Effizienz gesteigert werden soll. Und es sollte auch der Tag nicht vor dem Abend gelobt werden, denn im weiteren Verlauf der Krise könnte sich der deutsche Branchenführer noch gezwungen sehen, den Beispielen von Konkurrenten wie etwa Citigroup oder UBS zu folgen und Stellen in größerem Umfang zu streichen. Doch wenigstens für einen kurzen Moment gibt es Grund zur Entspannung: Noch stehen nicht alle Banken am Abgrund.
In akuten Kapitalnöten steckt die Deutsche Bank offenbar nicht, wie sie in dieser Woche durchblicken ließ. Für Institute, die bislang überwiegend von volatilen Erträgen aus dem Investment Banking lebten und nun Milliardenabschreibungen verkraften müssen, ist das in diesen Monaten nicht die Regel. Stabile Ergebnisbeiträge aus dem Privatkundengeschäft waren auch für die Deutsche Bank nie wertvoller als zurzeit. Nicht von ungefähr lässt sich das Institut den Einstieg von knapp 30% beim Einlagenriesen Postbank knapp 3 Mrd. Euro kosten - kein Schnäppchen mitten in der Krise.
Dabei wollte sich die Deutsche Bank - ihr Chef Josef Ackermann gehörte dem Vorstand schon an - einmal aus dem Retailgeschäft verabschieden. Ziemlich genau zehn Jahre ist das her. Der Börsensturz nach dem Platzen der Internet-Blase und ein Einbruch der Erträge im Investment Banking belehrten das Institut aber eines Besseren. Das war wohl auch gut so.
(Börsen-Zeitung, 10.10.2008)
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