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Börsen-Zeitung: Der Preis des Vertrauens, Kommentar zum Rettungspaket für Schweizer Banken von Daniel Zulauf

Frankfurt (ots)

Vertrauen hat in der Finanzkrise einen hohen
Preis. Das wissen inzwischen alle europäischen Regierungen, die in 
der vergangenen Woche einen ganzen Strauß voller unterkapitalisierter
Banken ganz oder teilweise verstaatlichen mussten. Das wissen auch 
die Amerikaner, die schon vor Wochen ein beispielloses, 700 Mrd. 
Dollar schweres Rettungspaket für ihre Banken geschnürt haben und 
sich bereits wieder die bange Frage stellen, ob das Geld denn reicht.
Seit gestern oder vielleicht noch ein paar Tage länger weiß es auch 
die Schweizer Regierung. Sie muss der größten Bank des Landes eine 
Kapitalspritze von 6 Mrd. sfr (3,9 Mrd. Euro) verpassen. Dadurch wird
der Staat in zweieinhalb Jahren möglicherweise größter UBS-Aktionär. 
Diesmal ist die UBS nicht in Not geraten, weil sie - wie in den 
vergangenen Quartalen - immense Abschreibungen auf eigene illiquide 
Wertpapiere vornehmen musste und dadurch ihr Eigenkapital schrumpfte.
Diesmal war das Problem ein Liquiditätsengpass, wie ihn derzeit viele
Banken in Europa kennen.
Bei der großen UBS sind die Dimensionen der Liquiditätsflüsse 
besonders furchterregend. 84 Mrd. sfr haben private und 
institutionelle Kunden im dritten Quartal abgezogen. Unglaublich 
viele Leute hatten offenbar Angst, dass die Bank in Konkurs und die 
Gelder verloren gehen könnten. Am größten waren die Geldabflüsse 
natürlich im September, als nach dem Lehman-Konkurs Panik ausbrach.
Das einfachste Rezept, das Vertrauen wiederherzustellen, lautet, viel
frisches Geld in die Bank zu pumpen. Doch wer kann und will sich das 
in diesen Zeiten leisten? Die UBS hat im privaten Markt vergeblich 
nach Geld gesucht und muss sich jetzt vom Bund aushelfen lassen. 
Reicht das? Die Konzernleitung gibt sich zuversichtlich, dass diese 
neue Kapitalinjektion reichen wird, das Vertrauen der Kunden 
wiederherzustellen. Doch die Konzernführung weiß seit den letzten 
Wochen nur allzu gut, dass ihre Prognosen auf wackligeren Beinen 
stehen denn je zuvor.
Den Preis des Vertrauens kennt keiner. Auch die Schweizer 
Regierung scheint diese Lektion nun schnell zu lernen. Die 
Verstärkung des Einlagenschutzes und die Refinanzierungsgarantien, 
die sie den Großbanken bei Bedarf stellen will, sind derzeit 
unverzichtbar - auch mit der Gefahr, das Budget des kleinen 
Alpenlandes zu übersteigen.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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