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Börsen-Zeitung: Wenn Größe zum Fluch wird, Kommentar zu den Fusionsbemühungen der Deutschen Börse von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Die Liste der erfolglosen Fusionsbemühungen der
Deutschen Börse ist um eine weitere Episode verlängert worden. Der 
Frankfurter Marktbetreiber, im Jahr 2006 Verlierer im Wettbewerb mit 
der New York Stock Exchange (Nyse) um die Mehrländerbörse Euronext, 
hat vor kurzem Fusionssondierungsgespräche mit der Nyse Euronext 
abgebrochen. Hätten die Gespräche zum Erfolg geführt, wäre daraus 
eine Superbörse hervorgegangen, wie sie die Welt noch nicht gesehen 
hat.
Tatsächlich bereitet der Vorgang jedoch nichts anderes als ein 
Déjà-vu. Es sind die altbekannten Probleme der Deutschen Börse, die 
sie im großen Konsolidierungsspiel nicht zum Zug kommen lassen, auch 
wenn mit der New Yorker Optionsbörse ISE immerhin ein Achtungserfolg 
erzielt wurde. Der Marktbetreiber ist vom Geschäftsumfang zu groß, um
einen Zusammenschluss zu ermöglichen, bei dem sich die jeweiligen 
Partner hinreichend repräsentiert fühlen können. Dadurch sind bereits
mehrere Versuche, mit der London Stock Exchange vor den Altar zu 
treten, ebenso gescheitert wie das Werben um die Euronext.
Das Wort "scheitern" wird allerdings in diesem Zusammenhang viel zu 
leicht in den Mund genommen. Nyse Euronext müsste eigentlich das 
große Kraftpaket sein. In ihr aufgegangen sind mit der Nyse der 
Betreiber des mit Abstand größten Aktienmarktes der Welt, mit der 
Liffe eine der drei ganz großen Terminbörsen, die Bourse de Paris 
sowie die Marktbetreiber Hollands, Belgiens und Portugals. Dennoch 
wird dieses Gebilde am Aktienmarkt nicht einmal halb so hoch bewertet
wie die Deutsche Börse. Nicht einmal die schwierigen Großaktionäre 
der Deutschen Börse, die Hedgefonds TCI und Atticus Capital, können 
bei solchen Verhältnissen ernsthaft behaupten, dass vor allem der 
Frankfurter Marktbetreiber derjenige ist, der etwas falsch macht.
Das eigentliche Ereignis ist in der Diskussion bisher 
untergegangen. Irgendjemand aus dem Führungskreis oder seinem 
unmittelbaren Umfeld hat - wohl wissend, dass die Gespräche bereits 
ad acta gelegt sind - jenes Fusionsarbeitspapier dem "Spiegel" 
zugespielt, und zwar gezielt unmittelbar vor der 
Aufsichtsratssitzung. Es muss somit Meinungsverschiedenheiten bzw. 
eine oder mehrere mit dem aktuellen Kurs der Führung unzufriedene 
Personen innerhalb des Managements des Unternehmens geben.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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