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Börsen-Zeitung: Oberwasser, Kommentar von Bernd Wittkowski zur aktuellen Lage der KfW

Frankfurt (ots)

Krisen bedeuten immer auch Chancen - eine
Plattitüde, gewiss. Doch am Beispiel der KfW wird deutlich, dass eine
Kalamität mitunter wirklich das Potenzial birgt, die Wende zum 
Besseren herbeizuführen. Die Förderbank galt in ihrer 60-jährigen 
Geschichte schon einige Male als Auslaufmodell - etwa kurz vor der 
deutschen Einheit: Da waren der Wiederaufbau und seine Finanzierung 
nach dem Krieg de facto abgehakt, und die Abkürzung "KfW" schien eher
für "kann fortan wegfallen" zu stehen. Erst mit der Fusion von BRD 
und DDR war der alte Name "Kreditanstalt für Wiederaufbau" plötzlich 
wieder Programm.
Zuletzt war das von Bund und Ländern getragene Institut nun vor 
allem dadurch unangenehm aufgefallen, dass es dank seiner 
IKB-Beteiligung weniger Teil der Lösung als vielmehr Teil des 
Problems namens Finanzkrise war. Der Verlust von 6 Mrd. Euro, der 
schon 2007 das Eigenkapital erodieren ließ, spricht Bände. Zu allem 
Überfluss hat die KfW dann ihren Bekanntheitsgrad durch Flops wie die
Überweisung an die Pleitebank Lehman Brothers und das 
Island-Engagement nochmals enorm gesteigert.
Doch seit die Krise voll von der Finanz- auf die Realwirtschaft 
übergeschwappt ist, hat die KfW wieder Oberwasser. Die 
Konjunkturpakete der Bundesregierung sind Beschäftigungsprogramme 
nicht zuletzt für die KfW selbst. Auch in die Konzeption einer 
möglichen Bad Bank zur Verklappung des Giftmülls der deutschen 
Kreditwirtschaft ist sie eingebunden. Am Frankfurter Palmengarten 
wird die Krise wirklich zur Chance: umso mehr, je tiefer sich die 
Finanzkrise in die Volkswirtschaft hineinfrisst. Heute steht das 
Firmenkürzel für "Krise fördert Weiterentwicklung" - und zwar gerade 
auch jene der KfW.
Der im September als Vorstandschef angetretene Ulrich Schröder 
wird eher aufpassen müssen, dass die Allzweckwaffe der 
Bundesregierung zur Bekämpfung von Wirtschafts- und 
Unternehmenskrisen jeglicher Art nicht noch ein paar zusätzliche 
unerwünschte Aufgaben bekommt. Dabei drohen bald noch die letzten 
ordnungspolitischen Grundsätze einer Marktwirtschaft unter die Räder 
zu geraten. Eingedenk der Dynamik politischer Prozesse, zumal in 
Wahljahren, sollte man sich jedenfalls nicht allzu sehr wundern, wenn
der KfW demnächst die Rolle eines Ankeraktionärs bei Schaeffler/Conti
zugewiesen würde - oder wenn das Förderinstitut eine Bad Bank nicht 
nur konzipieren und strukturieren, sondern selbige werden sollte.
(Börsen-Zeitung, 30.1.2009)

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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