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Börsen-Zeitung: Spätzünder VW, Kommentar von Gottfried Mehner zur überraschenden Dividendenanhebung bei VW

Frankfurt (ots)

Die gute Nachricht zuerst: VW hat ihre Umsatz-
und Ertragsziele erreicht. Das sollte man nicht gering schätzen, denn
die Jahre, in denen der Konzern seine Kapitalkosten verdient hat, 
können immer noch an einer Hand abgezählt werden. Auf eine Kurzformel
gebracht, sorgten Audi und die Finanzdienstleistungen wieder für den 
Ertrag, und ein hochdrehendes Chinageschäft erbrachte das Volumen. 
Die erreichte Absatzrekordmarke von 6,2 Millionen Fahrzeugen dürften 
wir so schnell nicht wieder sehen.
Was überrascht, ist die Ausschüttungspolitik: Die Dividende auf 
beide Aktienkategorien wird um rund 7% erhöht, obwohl die operative 
Marge stagnierte. Im Umfeld der Finanzkrise ist jede Industrieadresse
äußerst gut beraten, ihr Pulver trocken zu halten. In diesen Zeiten 
interessieren nur noch Liquidität, Eigenkapitalquote und Cash-flow. 
Bei der Eigenkapitalquote liegt VW bei 22,3%. Zum Vergleich: 
Continental bringt es auf 22,4%.
Warum VW jetzt ausschüttungsmäßig als Geisterfahrer unterwegs ist,
wo doch schon für das erste Quartal ein Verlust kommuniziert wurde? 
Dieses Vorgehen weicht übrigens völlig von der früheren Praxis ab: Da
konnte im Rahmen der Hauptversammlung noch so viel nachgebohrt 
werden. Die Ergebnisse für die ersten drei Monate gab es immer erst 
danach.
Der Cash-flow im Autogeschäft gab um 36% und die Nettoliquidität 
um über 40% nach. Es ist schleierhaft, was VW geritten hat. 
Mehrheitsaktionär Porsche braucht nicht mehr Dividende. Oder soll das
Land bei Laune oder die restlichen Aktionäre bei der Stange gehalten 
werden? Das Schielen auf die Dividendenrendite kann es nicht sein, 
denn die hat eine Null vor dem Komma.
VW hat in der Vergangenheit ein bisschen zu oft mit 
Sonderentwicklungen und besonderen Wegen herumgekaspert. Das 
Unternehmen schmeißt gerade 16500 Leiharbeiter raus. Und die eigene 
Konzernbank steht mit 2 Mrd. Euro beim Staat auf der Matte. Das passt
alles nicht zusammen. VW verlässt die industrielle Solidarität mit 
den Zulieferern. Eine oder zwei Runden weiter könnte der Koloss 
gerade auf sie wieder angewiesen sein. Es wäre leichter zu ertragen, 
wenn VW von der Erkenntnisfähigkeit her nur ein Spätzünder wäre. 
Vielleicht steigt dem Unternehmen aber auch die Toyota-Jagd langsam 
zu Kopf. Nichts ist unmöglich.
(Börsen-Zeitung, 3.3.2009)

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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