Börsen-Zeitung: Beauty Contest, Kommentar zum Ausbau der Führung der Deutschen Bank von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Deutschbank sucht den Superstar: den Nachfolger von Josef Ackermann. Wäre das Verfahren bei dessen Berufung der Maßstab, müsste der Thronerbe längst gekürt sein. Mit 20 Monaten Vorlauf war anno 2000 der heutige Amtsinhaber ernannt worden. Damals gab es indes Anzeichen, dass im Vorstand ein schlagzeilenträchtiges Rennen mit unfeinen Methoden drohte. Dieser Machtkampf wurde mit einer sehr frühen Entscheidung beendet, bevor er richtig beginnen konnte. Heute ist das anders. Bisher wagt niemand, mit den Hufen zu scharren. Das ist erstens eine Frage des Charakters. Zweitens wissen inzwischen alle, dass jede Demonstration übertriebenen Ehrgeizes der sicherste Weg wäre, sich selbst aus dem Wettbewerb zu schießen. Man sollte sich auf eine Entscheidung im Herbst einstellen. Ackermann steht bis zum 27. Mai 2010 an der Spitze der Deutschen Bank. Sein Vorgänger Rolf Breuer war einst mit sieben Monaten Vorlauf als Nachfolger von Hilmar Kopper ernannt worden. Diese Zeitspanne darf als normal gelten.
In die letzte Runde geht der Beauty Contest mit der beschlossenen Erweiterung des Vorstands auf acht Mitglieder nun freilich schon. Und der Kreis der Aussichtsreichen könnte bereits kleiner sein, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Ein Investmentbanker in diesen Zeiten als Chef einer zunehmend von den Ergebnissen der stabilen Geschäftsfelder abhängigen Bank? Eher unwahrscheinlich. Der "CEO Deutschland", Jürgen Fitschen, wäre gewiss ein idealer neuer Superstar, ist aber derselbe Jahrgang (1948) wie Ackermann - auch nicht die wahrscheinlichste Variante, wenn der Neue nicht nur eine Übergangslösung sein soll. Ein Externer? Nahezu ausgeschlossen. Im vergrößerten Vorstand gibt es mehrere Kandidaten, die das Zeug zur Nummer 1 haben und dies in den nächsten Monaten noch deutlicher als bisher beweisen können.
Was ihr Führungsmodell angeht, zeigt sich die Deutsche Bank mal wieder äußerst flexibel. Die Einführung der neuen Struktur - kleiner Vorstand für die Strategie, großes Group Executive Committee für die operativen Entscheidungen - war 2002 nicht zuletzt mit der Einengung durch das deutsche Aktienrecht begründet worden. Man versprach sich mehr Flexibilität und Schnelligkeit an der Spitze. Dass sieben Jahre später Geschäftsbereichs- und Regionalexpertise wieder direkt in das oberste Leitungsgremium eingebunden wird, ist wohl nur mit der Finanzkrise zu erklären.
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