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Börsen-Zeitung: Marketingaktion der Börse, Kommentar zur Europa-Initiative der deutschen Börse von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Xetra soll europäisch werden. Auf der
Handelsplattform der Deutschen Börse ist, wie der Marktbetreiber 
jetzt angekündigt hat, unter dem Markenzeichen "Xetra International 
Market" ab dem vierten Quartal auch der Handel in europäischen Blue 
Chips möglich. Dabei verspricht Kassamarktvorstand Frank 
Gerstenschläger viel: Aufgrund der Tatsache, dass die Deutsche Börse 
ihr integriertes Wertschöpfungsmodell aus Handel, Clearing und 
Abwicklung ins Rennen werfe und für das Settlement Verbindungen zu 
den Abwicklern der jeweiligen Heimatmärkte der gehandelten Aktien 
knüpfe, seien für die Kunden hohe Einsparungen drin. Wegfallen werde 
nämlich die Inanspruchnahme der immer noch sehr teuren 
grenzüberschreitenden Nachhandelsdienstleistungen, da die Abwicklung 
lokal in den Heimatländern laufen soll.
Trotz dieser für die Kunden guten Nachricht ist die Deutsche Börse
merkwürdig zurückhaltend, was öffentliche Prognosen über die 
Marktanteile im europäischen Aktienhandel betrifft, die man auf Basis
des neuen Angebots erkämpfen will. Aus gutem Grund: Mit der 
Initiative zieht die Deutsche Börse in einigen Punkten gegenüber 
Wettbewerbern lediglich nach. Und in anderen Punkten setzt sie 
lediglich europäische Vereinbarungen um. Ein Alleinstellungsmerkmal, 
das einen großen Erfolg verspricht, ist also nicht gegeben.
So ermöglichen bereits die Multilateral Trading Facilities wie 
Chi-X und Turquoise den kostengünstigen europäischen Handel in 
Standardwerten - inklusive Abwicklung. Mit Nyse Euronext und Nasdaq 
OMX wildern auch schon andere etablierte Börsenbetreiber mit eigenen 
Handelsplattformen auf europäischer Ebene. Und was die 
grenzüberschreitende Abwicklung betrifft, so sucht die gesamte 
Wertpapierbranche auf Drängen der EU-Kommission nach kostengünstigen 
Lösungen.
Die Ankündigung der Börse ist also weniger aufregend, als sie auf 
den ersten Blick erscheint. Sie entpuppt sich im Wesentlichen als 
Marketingaktion, da sie den Märkten wenig Neues bringt. Dies ist 
freilich nichts Verwerfliches, denn auch Klappern gehört bekanntlich 
zum Handwerk. Man darf also gespannt sein, ob sich "Xetra 
International Market" bewährt und nennenswerte Liquidität von den 
konkurrierenden Börsen und MTF sowie vom außerbörslichen Geschäft zur
Deutschen Börse ziehen kann.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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