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Börsen-Zeitung: Das Warten hat sich gelohnt, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Ankündigung der EZB, Pfandbriefe anzukaufen

Frankfurt (ots)

Das Warten hat sich gelohnt. Seit etwa zwei
Monaten lässt die Europäische Zentralbank (EZB) Märkte und 
Öffentlichkeit zappeln, wie sie der am Boden liegenden Wirtschaft des
Euroraums wieder auf die Beine helfen will, nachdem der 
konventionelle Instrumentenkasten weitgehend leer geräumt ist. Die 
nun vorgelegten Pläne der Währungshüter sind durchdacht, zielgenau 
und relativ risikoarm.
Neben der Zinssenkung von 1,25% auf den neuen Tiefststand von 
1,00% hat EZB-Chef Jean-Claude Trichet angekündigt, dass der EZB-Rat 
sich grundsätzlich dazu entschlossen hat, ein Programm zum Ankauf von
auf Euro lautenden Covered Bonds, sprich Pfandbriefen, aufzulegen. 
Auch wenn technische Details noch offen sind, die Anfang Juni 
erläutert werden sollen, wird klar, dass sich die EZB nicht von den 
"zarten Knospen" irritieren lässt, die vereinzelt sprießen. Zwar 
setze eine Stabilisierung des konjunkturellen Absturzes ein, räumte 
Trichet ein - aber auf einem sehr niedrigen Niveau.
Durch den Ankauf von Pfandbriefen wird die Kreditvergabe der 
Wirtschaft über den Bankensektor gefördert. Zum einen lindert das die
Gefahr einer drohenden Kreditklemme. Zum zweiten wird der 
Bankensektor nicht umgangen. Das ist wichtig, weil dieser für 70% der
Finanzierung im heimischen Währungsraum steht, so dass ein Umgehen 
des Bankensektors, wie es die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) 
mitunter anstrebt, für den Euroraum nicht zielführend wäre. Da die 
gesetzlichen Vorgaben für Pfandbriefe ausgesprochen strikt sind, ist 
das Verlustrisiko, das die EZB zweifelsfrei eingeht, wenn sie die 
Papiere kauft, gering.
Die Unterstützung der Wirtschaft ist aber nur die eine Seite der 
Medaille. Mindestens genauso wichtig ist, dass Trichet ein offensives
Bekenntnis abgelegt hat, nicht zuzulassen, dass die aggressiveren 
Maßnahmen langfristig zu höheren Inflationsraten führen. Diese Sorge 
macht in der Öffentlichkeit durchaus die Runde. Daher ist es von 
entscheidender Bedeutung, dass die EZB Pfandbriefe aufkauft, deren 
Laufzeiten die Wirkung geldpolitischer Impulse nicht überschreiten, 
also anderthalb bis zwei Jahre. Nur so ist gewährleistet, dass die 
Notenbank das Programm auslaufen lassen kann und nicht dazu gezwungen
wird, die Pfandbriefe zu schlechteren Konditionen auf den Markt zu 
werfen und Verluste realisieren zu müssen.
(Börsen-Zeitung, 8.5.2009)

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