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Börsen-Zeitung: Politisches Schmierenstück, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Ablösung von Siegfried Jaschinski an der Spitze der LBBW

Frankfurt (ots)

So heuchlerisch, wie manche Politiker Partnern,
Untergebenen oder Mitarbeitern Treue schwören, ohne dabei rot zu 
werden, würde sich nicht einmal die Spezies Uli Hoeneß zu ihren 
Klinsmännern bekennen - wenige Stunden vor dem Rauswurf. "Herr 
Jaschinski hat mein Vertrauen", versicherte der 
baden-württembergische Ministerpräsident und Vorsitzende der 
Trägerversammlung der LBBW, Günther Oettinger, am Freitagmorgen rund 
1000 Beschäftigten, die ihre Solidarität mit dem 
Vorstandsvorsitzenden der größten deutschen Landesbank 
demonstrierten.
Spätestens in diesem Moment sollte Siegfried Jaschinski begriffen 
haben, dass es höchste Zeit ist, sich eine kugelsichere Weste 
anzuziehen. Und in der Tat: Wenige Stunden später verkündete derselbe
Oettinger, dass eine Verlängerung des am Jahresende auslaufenden 
Vertrages mit Jaschinski - also dem Mann, der das Vertrauen des 
CDU-Politikers genießt - "zu weitreichenden und nicht kalkulierbaren 
Risiken geführt" hätte. Was ein richtiger Pharisäer ist, der zaubert 
auch gleich den Nachfolger aus dem Hut, ohne dass mit dem schon 
tagelang verhandelt worden wäre. Denn anders als mit Zauberei ist es 
nicht zu erklären, dass Oettinger noch in der Sitzung, vor deren 
Beginn er Jaschinski sein Vertrauen ausgesprochen hatte, den Neuen 
präsentieren konnte. Der heißt in diesem Fall nicht Jupp Heynckes, 
sondern Hans-Jörg Vetter und soll wohl auch länger in Stuttgart 
bleiben als nur fünf Spieltage.
Nichts gegen den Noch-Chef der Landesbank Berlin. Für den spricht 
nämlich - im Unterschied zu seinem aus dem Rheinland stammender 
Vorgänger - nicht nur, dass er des schwäbischen Idioms mächtig ist 
(was angesichts des Geburtsorts Göppingen keineswegs verwundert). Vor
allem gehört Vetter, und hier besteht eine Gemeinsamkeit mit 
Jaschinski, zu den Besten seines Fachs. Insofern also keine Einwände 
gegen diese Neubesetzung des nun einmal vakant werdenden Platzes an 
der LBBW-Spitze.
Auch die Tatsache als solche, dass man dem Präsidenten des 
Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) - dieses 
Ehrenamt verliert er jetzt automatisch - in Stuttgart den Stuhl vor 
die Tür setzt, hätte sich durchaus schlüssig begründen lassen. Zwar 
gibt es Landesbanken, die schlechter dastehen. Aber immerhin: Unter 
der Verantwortung Jaschinskis hat die LBBW einen Milliardenverlust 
eingefahren, sie braucht eine Kapitalerhöhung und eine staatliche 
Risikoabschirmung. Da ist es nicht von vornherein völlig abwegig, 
über personelle Konsequenzen zumindest einmal nachzudenken.
Doch darum ging es in diesem Fall gar nicht. Entscheidendes 
fachliches Versagen kann man Jaschinski, dessen Institut den Großteil
der Belastungen im Zusammenhang mit der Finanzkrise durch die 
politisch gewollten Übernahmen der Landesbanken Sachsen und 
Rheinland-Pfalz geerbt hat, schließlich kaum vorwerfen. Was in 
Stuttgart aufgeführt wird, ist nichts anderes als ein politisches 
Schmierenstück. Am Ende hat sich Oettinger von seinem 
Koalitionspartner FDP mit der Drohung, die staatlichen Garantien für 
die LBBW im Landtag zu blockieren, erpressen lassen. Das sagt zum 
einen alles über die Stärke und das Rückgrat dieses 
Ministerpräsidenten, der offenbar um des Koalitionsfriedens, vulgo: 
um des eigenen Machterhalts willen sogar bereit ist, den Mann seines 
Vertrauens zu meucheln. Zum anderen ist dieser Fall ein eklatantes 
Beispiel dafür, in welchem Maße Landesbanken und damit die 
Sparkassenorganisation politische Veranstaltungen sind. Da kann einem
angesichts der weltweit steigenden Zahl von Banken unter staatlicher 
Kuratel nur angst und bange werden.
(Börsen-Zeitung, 9.5.2009)

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