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Börsen-Zeitung: Der Bau baut ab, Kommentar zur Krise in der Bauindustrie vom Ulli Gericke

Frankfurt (ots)

So klein die Niederlande auch sind, so groß ist
ihre Vorbildwirkung für die hiesige Bauindustrie. Nachdem das 
Nachbarland angekündigt hat, eine Straßenmaut je gefahrenen Kilometer
einziehen zu wollen, dafür aber im Gegenzug die Kfz-Steuer zu 
streichen, jubelt der Bauhauptverband. Vor allem, da der 
Verkehrsminister hinter Deich und Polder nicht umgehend beidrehte, 
als Widerstand aufbrauste, wie sein deutscher Kollege Peter Ramsauer.
Dabei ist der Grundgedanke überall gleich: Wenn erst einmal die 
konjunkturankurbelnden Füllhörner geleert sind und es ans Sparen 
geht, droht den zuletzt ausgeweiteten, aber immer noch nicht 
ausreichenden Verkehrsinvestitionen der Kahlschlag. Um dies zu 
vermeiden, votieren Verkehrspolitiker dies- und jenseits von Rhein 
und Ems für eine Umstellung der - volatilen - Steuerfinanzierung hin 
zu einer stabilen Nutzerfinanzierung von Straßen. Je mehr Kilometer 
gefahren werden, desto mehr Geld kommt dem Neu- und Ausbau von 
Autobahnen zugute - immer vorausgesetzt, der stets notleidende 
Finanzminister hält nicht bei den Mauteinnahmen seine Hand auf.
Um diesen geschlossenen Finanzierungskreislauf zu alimentieren, 
sind nach Berechnungen der Bauindustrie in einem ersten Schritt 
jährlich 100 Euro für eine elektronische Pkw-Vignette zu zahlen, bis 
dann in späteren Jahren eine streckenbezogene Maut erhoben wird. Um 
den Durchschnittsfahrer nicht zusätzlich zu belasten, sollen die Kfz-
und/oder Mineralölsteuer entsprechend gesenkt werden. Allein 800 
Mill. Euro per annum würden darüber hinaus Ausländer zum Ausbau der 
hiesigen Autobahnen beisteuern.
So weit die Theorie. In der Praxis hat die Pkw-Maut keine Chance, 
weil alle Politiker den Wählerprotest fürchten. Das weiß auch die 
Bauindustrie. Dass sie diesen erkalteten Dauerbrenner dennoch wieder 
ins Spiel bringt, zeigt die düsteren Perspektiven der Branche und der
Unternehmen, die dringend Aufträge brauchen. Brechen doch die Order 
im Wirtschaftsbau gerade um fast ein Fünftel weg. Im Wohnungsbau 
keimt keine Hoffnung. Und die öffentlichen Hände müssen künftig 
sparen, bis es quietscht. Der hiesigen Bauindustrie steht ein 
dramatischer Schrumpfprozess bevor, der die heute schon mageren 
Margen noch weiter unter Druck setzen dürfte. Für Beschäftigte und 
Aktionäre alles andere als rosige Perspektiven.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Claus Döring
Telefon: 069--2732-0
doering@boersen-zeitung.com

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