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Börsen-Zeitung: Mittelmaß für den Mittelstand, Kommentar zum Mittelstandsfonds der Deutschen Bank von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots)

Als Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor
Monaten einen Mittelstandsfonds der Finanzwirtschaft anregte, war ihm
der Applaus der Öffentlichkeit sicher. Endlich schien die Branche 
bereit, kapitalklammen Mittelständlern mit Eigenkapital auszuhelfen. 
Nun hat die Bank den Fonds vorgestellt, und das Vorhaben ist auf 
Normalmaß geschrumpft.
Die Wahrscheinlichkeit jedenfalls, dass Ackermann wegen 
überbordender Nachfrage bald ein weiteres Vehikel ankündigt, darf als
gering gelten. Denn zuzüglich der Kosten für die Due Diligence 
verlangt der Fonds Kapitalnehmern Zinssätze von über 10% ab. Das 
entspricht mehr oder minder den gängigen Konditionen am 
Mezzanine-Markt - dem Mittelstand wird Mittelmaß offeriert. 
Schätzungen zufolge stehen dort allein in den kommenden zwei Jahren 5
Mrd. Euro an Mezzanine-Mitteln zur Refinanzierung an. Bei 300 Mill. 
Euro Volumen könnte sich der Werbeeffekt des Vehikels für die Bank 
als größer entpuppen denn sein Beitrag zur Mittelstandsfinanzierung.
Dies mag ernüchtern. Doch sind andere Erwartungen realistisch? Im 
groben Mittel werden schon Darlehen an deutsche Firmenkunden derzeit 
mit Sätzen knapp unter 10% verzinst. Soll der Fonds die Kosten für 
Eigenkapital etwa unter die für Fremdkapital drücken? Käme die 
Deutsche Bank als karitative Einrichtung daher, würden die Aktionäre 
aufmerken.
Harzig werden dürfte aber auch die Suche nach Mitstreitern im 
Fonds. Banken betrachten das Vehikel als Produkt der Konkurrenz, 
selbst wenn die Deutsche Bank es extern betreiben lässt, und auch in 
der Industrie dürfte man das Risiko der geplanten Investitionen 
kennen. Angesichts der avisierten Zinsbelastungen wird schon eine 
Kapitalspritze im Mindestvolumen einen Zinsaufwand von über 200000 
Euro nach sich ziehen.
Wer will sich darauf verlassen, dass etwa ein Automobil-Zulieferer
nach einem schreckenerregenden Geschäftsjahr 2009 dies erwirtschaften
kann? Es hat eben seine Gründe, dass viele Gesellschaften derzeit 
kaum Kredit bekommen: Es mangelt an Bonität, Sicherheiten, 
Perspektiven oder all dem zugleich. Wer dies missachtet, dem droht es
zu ergehen wie der Commerzbank. Die hat deutschen Unternehmen rund 
500 Mill. Euro bereitgestellt, aber auch deshalb, weil sie wackelige 
Forderungen in Eigenkapital tauschen musste.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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