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Börsen-Zeitung: In eigener Regie, Kommentar von Christof Roche zu Haltung der deutschen und europäischen Politik gegenüber Griechenland

Frankfurt (ots)

Die Haltung der deutschen Politik ist
nachvollziehbar. Die Bundesregierung will unter keinen Umständen den 
Druck von Griechenland nehmen, seinen desolaten Haushalt in Ordnung 
zu bringen. Deutschland ist mit dem Versprechen in die Währungsunion 
gegangen, dass der Euro mindestens so stabil wird wie die D-Mark. Die
Realität sieht heute anders aus. Mit Griechenland balanciert ein 
Euroland am Rande des Staatsbankrotts, und auch andere Mitglieder - 
Spanien, Portugal, Italien - haben in den vergangenen Jahren von 
Niedrigzins und Stabilität des Euro profitiert, dabei aber 
überfällige Reformen verschleppt. Mit anderen Worten: Sie lebten auf 
Pump.
Was aber soll die Folge sein? Sollen die Euro-Partner Griechenland
sich selbst überlassen, wenn es zum Käuferstreik griechischer Bonds 
kommt? Dies kann die Währungsunion nicht riskieren. Nicht aus 
Solidarität zu Athen, sondern aus eigenem Interesse heraus. Zu eng 
sind die Volkswirtschaften im Euroraum verflochten, als das nicht ein
"Lehman Brothers II" und erneute Milliardenabschreibungen in den 
Euro-Ländern drohen. Warum aber sollen die Länder mit eigenem 
Steuergeld einspringen und nicht der Internationale Währungsfonds 
(IWF)? Mit dem Fonds steht immerhin eine Institution bereit, die 
Erfahrung in der Sanierung kriselnder Staaten hat. Und alle Fragen, 
die mit dem Bail-out-Verbot in Europa zusammenhängen, wären ferner 
obsolet.
Dennoch ist der IWF keine Alternative. Der Euro ist heute weltweit
die zweitwichtigste Anlage- und Reservewährung. Aus diesem 
Selbstverständnis heraus , und mit einem künftigen G4-Währungsregime 
- Dollar, Euro, Yen und Yuan - im Fokus, verbieten sich die 
Zahlungsbilanzhilfen aus Washington, zumal die USA über ihr 
IWF-Vetorecht indirekt die Hilfen diktieren können. 
Euro-Angelegenheiten aber sind allein Sache der Währungsunion.
Die Politik, den Druck auf Athen aufrechtzuerhalten, zugleich aber
das Instrumentarium für den Notfall in eigener Regie fertigzustellen,
ist daher richtig. Klar ist aber auch: Auf Dauer wird sich die 
Währungsunion mit Ad-hoc-Rettungsplänen nicht behelfen können. Die 
Eurozone braucht dringend eine enger verzahnte Wirtschaftspolitik - 
und nachgeschaltet einen eigenen Währungsfonds "EWF", wie ihn der 
deutsche Finanzminister vorgeschlagen hat. Nur dann wird sie die 
Spekulation in den Griff bekommen.
(Börsen-Zeitung, 17.3.2010)

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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