Börsen-Zeitung: Kein Selbstläufer; Kommentar von Bernd Weber zum Verkauf der Allianz Dresdner Bauspar an die Wüstenrot & Württembergische (W & W) seitens der Commerzbank
Frankfurt (ots)
Es wäre für Alexander Erdland, den Chef der Wüstenrot & Württembergische AG (W & W), sträflich gewesen, eine solche Chance nicht zu nutzen. Wenn eine gut geführte Bausparkasse im Schaufenster steht, weil die Commerzbank gemäß EU-Auflagen die Allianz Dresdner Bauspar AG abgeben muss, dann heißt es, die Gelegenheit beim Schopfe zu greifen.
Schließlich ist die W&W auf Expansionskurs, nachdem es für Erdland im Anschluss an die Übernahme des Vorstandsvorsitzes im März 2006 zunächst darum ging, die Gruppe zu sanieren. Nach der Integration des noch vor Erdlands Amtsübernahme erfolgten Erwerbs der Karlsruher Versicherungen, der die Gruppe in die Top 10 der deutschen Lebens- und Kompositversicherer katapultierte, ist Erdland insbesondere im Geschäftsfeld Bausparen in die Offensive gegangen, was angesichts seiner Vita nicht verwundert. Schließlich leitete er vor seinem Einstieg bei W&W für gut sechs Jahre die Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Nachdem ziemlich genau vor einem Jahr die Vereinsbank Victoria Bauspar AG erworben wurde, kommt jetzt, nur zwölf Monate später, der nächste Kauf hinzu. Bei beiden Investments war der Zuerwerb der Bausparkollektive nachrangig. Ganz wesentlich ging es Erdland um die Öffnung neuer Vertriebskanäle für die eigenen Produkte. Und in beiden Fällen wurden Türen sowohl im Bank- als auch im Versicherungsvertrieb geöffnet. Bei der Victoria Bauspar waren es die Filialen der HypoVereinsbank und das Netz der Ergo-Versicherungsgruppe, bei der Allianz Dresdner die Filialen der Commerzbank und das Netz der Allianz-Vertreter in Deutschland.
Das zusätzliche Potenzial, das sich Erdland mit der neuen Übernahme erschließt, ist mit 20 Millionen Kunden erheblich. Erheblich ist aber auch, welche Anstrengungen für die Integration der Allianz Dresdner aller Wahrscheinlichkeit nach anstehen. Erdland ist sich dessen bewusst, sonst würde er nicht darauf hinweisen, dass erst die vollständige Einbindung der Victoria Bauspar abgeschlossen wird, bevor sich die Experten im nächsten und übernächsten Jahr dann an das Thema Allianz Dresdner heranmachen. Die im Konzern vorhandene Expertise in Sachen Führung dezentraler Einheiten, aber auch in Sachen Integration sollte das Projekt gelingen lassen. Ein Selbstläufer ist es aber sicher nicht.
(Börsen-Zeitung, 14.4.2010)
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