Börsen-Zeitung: Dax 7000 bald Realität, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots)
Das hätten sich vor nicht ganz anderthalb Jahren, als der Dax im März 2009 als Folge des Lehman-Brothers Desasters und des Absturzes der Weltwirtschaft bis auf 3589 Zähler absackte, wohl nur die wenigsten vorstellen können. Deutschlands Vorzeige-Index steht kurz davor, über die Schwelle von 7000 Punkten zu steigen. Nur noch 3,3% fehlten dem Blue-Chip-Barometer, als es am Freitag bei 6775 Zählern den höchsten Stand seit Juni 2008 erklomm, und wenn sich die Probleme an der Peripherie Eurolands nicht kurzfristig dramatisch verschärfen, wird der Index die Schwelle in Kürze überschreiten.
Denn das Umfeld, dass die Rally an den Aktienmärkten begünstigt, ist nicht nur intakt, sondern verbessert sich derzeit sogar weiter. Die Anleger können nach der Tagung des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank Fed davon ausgehen, dass die Finanzmärkte noch mindestens bis in die zweite Hälfte des nächsten Jahres hinein von sehr hoher Liquidität und in den Industrieländern - mit Ausnahme Australiens - von extrem niedrigen Zinsen angetrieben werden. Bis zur Jahresmitte 2011 wird die Fed mit weiteren Staatsanleihenkäufen 600 Mrd. Dollar in die Wirtschaft pumpen und dieses Volumen bei Bedarf sogar noch ausweiten. Davon werden Risiko-Assets wie Unternehmens- und Schwellenländer-Anleihen, Rohstoffe und eben auch Aktien profitieren.
Prognosen für 2011 realistisch
Hinzu kommt, dass sich die Entwicklung der Unternehmensgewinne ebenfalls weiter verbessert, was zusätzlichen Spielraum für Kurssteigerungen schafft. Die Quartalsberichtssaison übertrifft die Erwartungen des Marktes bei weitem. Zwei Drittel der Dax-Gesellschaften haben mittlerweile ihre Zahlenwerke vorgelegt. Laut der DZ Bank haben die Unternehmen ihren operativen Gewinn im Vorjahresvergleich um 55% gesteigert, während die Analysten einen Zuwachs von 18% prognostiziert hatten. Auch ist die Entwicklung längst nicht mehr nur mit Kostensenkungen erklärbar. Die Erlöse haben sich um 17% erhöht; vier Prozentpunkte mehr als vom Markt angenommen. Mit der über Erwarten guten Ergebnisentwicklung verlieren auch die Befürchtungen, dass die Analysten gezwungen sein könnten, ihre Gewinnprognosen für das Jahr 2011 nach unten zu revidieren, zusehends ihre Basis.
Im Gegenteil: Nach wie vor rennen die Prognosen der Analysten den steigenden tatsächlichen Gewinnen hinterher. Das belegen in dieser Berichtssaison die für einige Dax-Unternehmen zum Teil drastischen Erhöhungen der Gewinnprognosen. Die Gewinnerwartungen für das kommende Jahr, die vor wenigen Monaten noch als fraglich bzw. zu zuversichtlich angesehen wurden, erscheinen vor diesem Hintergrund zunehmend als realistisch. Die DZ Bank schätzt, dass die Dax-Unternehmen im nächsten Jahr sogar mehr verdienen werden als im bisherigen Rekordjahr 2007. Wer hätte eine solche Prognose im März des vergangenen Jahres gewagt?
Für Dividendentitel sprechen auch die Bewertungen, die sich auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) bei weiter steigenden Gewinnen und Prognosen auf einem nach wie vor moderaten Niveau befinden. So liegt das KGV des Dax auf Basis der Konsensschätzungen für das nächste Jahr lediglich bei ungefähr 11.
Performancedruck steigt
Für Auftrieb dürfte in der nächsten Zeit auch sorgen, dass wichtige institutionelle Investorenkreise, die die Aufwärtsbewegung weitgehend verpasst und gerade erst begonnen haben, ihre Untergewichtung von Aktien zu reduzieren, bei weiter steigenden Notierungen und immer positiveren Nachrichten aus den Unternehmen unter noch stärkeren Performancedruck geraten. Dabei wird der saisonale Faktor dem Aktienmarkt zusätzlich in die Hände spielen. Wenn der Dax über 7000 Punkte steigt, werden Institutionelle angesichts des bald zu erstellenden Jahresausweises erst recht ein Interesse haben, eine etwaige Unterinvestition in Dividendentitel zu reduzieren. Das schafft gute Voraussetzungen gerade für die Aktien, die im bisherigen Jahresverlauf besonders gut abgeschnitten haben und deswegen im Portfolio nicht fehlen sollten.
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