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Börsen-Zeitung: Dauerbaustelle, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Zwischenbericht der Commerzbank

Frankfurt (ots)

Nicht gerade schonungsvoll bereitet die Commerzbank ihre Großaktionäre Bund (also die deutschen Steuerzahler) und Allianz auf die in vier Monaten mit dem HGB-Einzelabschluss zu beichtende Wahrheit vor: Aus der Verzinsung der stillen Einlagen wird auch für dieses Jahr nichts. Allein für den Staat, der neben seinem gut 25-prozentigen Aktienanteil bei den Gelben 16,4 Mrd. Euro eingelegt hat, bedeutet das einen abermaligen Ausfall von 1,5 Mrd. Euro - spätere Nachzahlung ausdrücklich ausgeschlossen. Faktisch erhält die zweitgrößte deutsche Bank damit eine weitere Milliardenhilfe. Mag das auch in den früheren Vereinbarungen mit der EU-Kommission so angelegt gewesen sein - die Wettbewerber dürften darüber immer weniger amüsiert sein. Wenn schon die Zinsen nicht gezahlt werden können, sollte sich die Bundesregierung die rasche Tilgung der Unterstützung und allfällige Ausstiegsszenarien fürs Erste umso mehr abschminken. Von Dividende hatte eh niemand zu träumen gewagt.

Die Commerzbank bleibt bis auf Weiteres eine Dauerbaustelle, auf der es augenscheinlich nicht möglich ist, ein Loch zuzuschaufeln, ohne an anderer Stelle ein neues aufzureißen. So entsteht ein unschöner Gesamteindruck, obwohl das Institut durchaus auch über eine Reihe positiver Entwicklungen berichten kann. Den jetzt für 2010 absehbaren IFRS-Konzerngewinn von mindestens 1 Mrd. Euro hätten sich Vorstandschef Martin Blessing und Kollegen noch vor einem halben Jahr nicht einmal selbst zugetraut. Die Risikovorsorge fällt aus jetziger Sicht um mehr als 1 Mrd. Euro niedriger aus als ursprünglich befürchtet. Die Kernkapitalquote ist für ein Haus, das sich nicht für systemrelevant hält, mehr als vorzeigbar. Neben der Mittelstandsbank und der Abteilung Corporates&Markets arbeitet auch die interne Bad Bank recht erfolgreich und trägt zum Gewinn bei.

All das wird konterkariert, indem namentlich das Segment Asset Based Finance immer tiefer in die roten Zahlen rauscht und die darin enthaltene Eurohypo sich als unendliche Abschreibungsgeschichte erweist. An dieser Stelle marginalisiert sich der Wert der 2005 für 4,6 Mrd. Euro übernommenen Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter, und hier verdünnisiert sich bilanztechnisch die Bedienung der stillen Einlagen - während nach internationaler Rechnungslegung ordentlich Geld verdient wird. Diese Logik muss man als Steuerzahler nicht unbedingt begreifen wollen.

(Börsen-Zeitung, 9.11.2010)

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