Börsen-Zeitung: Die Daimler-Delle, Kommentar zur Ergebniswende bei Daimler von Bernd Weber
Frankfurt (ots)
Dass Daimler in diesem Jahr nicht noch einmal in die Falle laufen möchte und wie 2010 unterjährig dreimal die Ertragsprognose für den aktuellen Turnus ändern muss, ist nur zu verständlich. Deshalb gibt es auch nichts daran zu mäkeln, wenn der Konzern zur alten Tradition zurückkehrt, früh im Jahr und in Anbetracht eines weiterhin volatilen Umfeldes zunächst qualitative Ansagen macht. Wenn jetzt von einem deutlich besseren operativen Gewinn für 2011 gesprochen wird, ist das ja schon mal nicht schlecht. Wäre "besser" vielleicht mit einem Wachstum bis 5% gleichzusetzen, dann könnte "deutlich besser" 10% bedeuten. Dann käme beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern für 2011 eine schöne glatte Zahl heraus, nämlich 8 Mrd. Euro.
Die 9 bis 10 Mrd. Euro Ebit, die einzelne Analysten für 2011 bereits erwarten, dürfen aber mit einem dicken Fragezeichen versehen werden. Denn zum einen schraubt der Konzern nach Aussage von Firmenchef Dieter Zetsche die Investitionen deutlich nach oben, und zum anderen müssen beispielsweise 700 Mill. Euro preisbedingt erwartete Extrakosten auf der Rohstoffseite auch erst einmal verdient werden. Allein diese dreistellige Millionensumme würde auf Basis der Vorjahreszahlen die operative Marge im Konzern um fast einen ganzen Prozentpunkt verringern. Hinzu kommt, dass nach Aussage Zetsches 2011 und 2012 mit Blick auf die Pkw-Sparte am schwierigsten sind im siebenjährigen Modellzyklus, mithin die Kosten vergleichsweise hoch.
All dies erlaubt trotz erwarteter Absatzsteigerungen die Schlussfolgerung, dass es zumindest im Pkw-Geschäft von Daimler in diesem Jahr und/oder 2012 zu einer Renditedelle kommen könnte, bevor es dann von 2013 an wieder aufwärts geht in Richtung eines Pkw-Renditeziels von durchschnittlich 10%.
Warum aber Daimler die Möglichkeit einer vorübergehend unstet verlaufenden Margenentwicklung überhaupt nicht diskutieren will und nur mantrahaft die ab 2013 gültigen ehrgeizigen Renditeziele für Konzern und Sparten herunterbetet, erschließt sich nicht. Noch weniger verständlich ist, dass Agenturmeldungen auf Basis von Vorstandsaussagen bei der Jahrespressekonferenz, dass ein leichter Renditeknick 2011 nicht völlig auszuschließen sei, anschließend vor Analysten als Fabel abqualifiziert werden. Das zeugt nicht von Souveränität.
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