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Börsen-Zeitung: Plattform ohne Blitzhandel, Kommentar zu Börsensegmenten von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Kommunikation ist ein schweres Geschäft. Das hat die Nyse Euronext zu spüren bekommen, die vor circa fünf Wochen Pläne für eine neue paneuropäische Börse für kleine und mittelgroße Unternehmen bekannt gegeben hat, die die Öffentlichkeit aber erst jetzt zur Kenntnis nimmt. Den Verantwortlichen ist zu wünschen, dass die Emittenten das Projekt begieriger aufgreifen, als dies die Medien Anfang Juli getan haben.

Auf den ersten Blick bietet der geplante Marktplatz mit dem programmatischen Namen "The Entrepreneur's Exchange" nichts wesentlich Neues. Speziell auf kleinere und mittelgroße Firmen bzw. den Mittelstand zugeschnittene Börsenplattformen für Aktien- und Anleiheemissionen werden in Europa schon seit vielen Jahren angeboten. Nyse Euronext selbst betreibt das Segment Alternext. Hinzu kommen in London der AIM (Alternative Investment Market) sowie dessen Ableger AIM Italia und in Deutschland gleich mehrere Plattformen, die mittelständischen Unternehmen die Kapitalaufnahme an der Börse via Aktien und Anleihen ermöglichen, darunter der Entry Standard der Deutschen Börse oder beispielsweise der Mittelstandsmarkt der Düsseldorfer Börse.

Es gibt jedoch entscheidende Unterschiede, die dem Projekt Alleinstellungsmerkmale verschaffen und es dadurch zu einem potenziell gefährlichen Konkurrenten für andere Börsen machen. So ist vorgesehen, den Blitzhandel in den Aktien der neuen Börse durch prohibitiv hohe Kosten zu verhindern. Geschehen soll dies dadurch, dass die nicht zur Ausführung kommenden beziehungsweise gestrichenen Orders mit einer Gebühr belegt werden. Dies reicht weiter als die Einschränkungen der Deutschen Börse, deren Excessive Usage Fee erst greift, wenn das Verhältnis von eingestellten zu nicht ausgeführten Orders bestimmte Größenordnungen übertrifft. Damit kommt das Projekt den Sorgen vieler kleiner und mittelgroßer Unternehmen entgegen, die die vielfach zu beobachtenden und fundamental in keinster Weise nachvollziehbaren extremen Kursschwankungen ihrer Aktien mit Unbehagen verfolgen.

Das neue Angebot der Nyse Euronext könnte daher auch für deutsche Emittenten interessant sein, sodass die Deutsche Börse die Entwicklung genau beobachten muss. Schließlich wird das Segment auf Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von bis zu 1 Mrd. Euro zugeschnitten. Das ist eine Größenordnung, die weit über den Entry Standard hinaus bis in den MDax hineinreicht.

Pressekontakt:

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www.boersen-zeitung.de

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