All Stories
Follow
Subscribe to Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: High Noon, Kommentar zur Bankenabwicklung von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots)

Griechenlands Vizepremier Evangelos Venizelos hat nach der EU-Parlamentsdebatte über den Mechanismus zur Abwicklung maroder Banken ein positives Fazit gezogen. Er habe vieles gehört, was dafür spreche, dass ein Kompromiss nahe sei. Das haben wir nicht gehört. Entweder war etwas falsch mit der griechischen Übersetzung - ein Eindruck, der sich in Brüssel öfter aufdrängt. Oder Venizelos hat nur denen gelauscht, denen er zuhören wollte. Die meisten Abgeordneten jedenfalls waren auf Krawall gebürstet.

Gewiss, die wahrscheinlichste Variante ist nach wie vor, dass sich Parlament und Rat in den nächsten Wochen doch noch einigen. Aber sicher ist das längst nicht mehr. Denn viele Abgeordnete haben das Ringen um die Abwicklung zu einer Grundsatzfrage erhoben. Damit besteht - zumal in Zeiten des Wahlkampfs - die Gefahr, dass die Sache eine eigene Dynamik erhält.

Die Vorwürfe an die Finanzminister haben längst den engen Rahmen sachlicher Erwägung verlassen. Es wird kräftig ausgeteilt - und zusehends schwieriger, in einen Kompromiss einzuwilligen, ohne das Gesicht zu verlieren. Die EU-Abgeordneten haben sich auf den Bundesfinanzminister eingeschossen, so als ginge es nur um dessen Bockigkeit. Verschwiegen wird, dass auch Niederländer und Finnen auf eine Regierungsverabredung pochen - und mancher gar noch mehr darin untergebracht sehen möchte als Berlin.

Chancen für Kompromisse gibt es sicherlich - beim Tempo der Befüllung des Abwicklungsfonds oder bei den Entscheidungsverfahren. Dass sich aber der Rat darauf einlässt, ganz auf die Regierungsverabredung zu verzichten, von Beginn an einen vergemeinschafteten Fonds zu billigen und weitere Auffanglösungen zu installieren, ist nicht zu erwarten. Die Griechen als Verhandler können es deshalb nicht einmal in Aussicht stellen.

Morgen zur Mittagsstunde wird es daher spannend, denn das EU-Parlament stimmt ab - High Noon. Einige sind mittlerweile bereit, die Tür zuzuschlagen, indem sie die erste Lesung formal beenden. Noch ist dafür keine Mehrheit erkennbar. Aber wie gesagt: Niemand sollte die Eigendynamik unterschätzen.

Eine Verschiebung auf Sankt Nimmerlein wiederum hätte weitreichende Folgen. Denn dann würde zur Bilanzprüfung und zum Start der Euro-Aufsicht Ungewissheit über die künftige Entsorgung von Pleitebanken herrschen. Was das alles heißen würde, ist eine Frage für Akademiker. Es sei denn, es läuft morgen Mittag schlecht. Dann wird die Frage sehr rasch auch Investoren beschäftigen.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original content of: Börsen-Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Börsen-Zeitung
More stories: Börsen-Zeitung
  • 03.02.2014 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Wie die EZB die Banken sieht, Kommentar zum Bilanztest von Bernd Neubacher

    Frankfurt (ots) - Mehr und mehr gewinnt die Bilanzprüfung der EZB an Konturen und damit auch die Sichtweise der Notenbank auf Europas Bankensektor. Dass sich laut EZB unter den 29 Banken mit den "wichtigsten Handelsbüchern" auf ihrem Radar gleich neun deutsche Häuser finden, darunter die HSH Nordbank, nicht aber die Nord/LB, wer hätte das gedacht? Und dass sich die ...

  • 31.01.2014 – 20:50

    Börsen-Zeitung: Es wird kräftig spekuliert, Marktkommentar von Grit Beecken

    Frankfurt (ots) - Die Teuerung in der Eurozone ist überraschend stark zurückgegangen. Dem europäischen Statistikamt Eurostat zufolge sank die Inflationsrate im Januar von 0,8% im Dezember auf 0,7%. Am Markt hatten die meisten mit 0,9% gerechnet. Anscheinend behalten nun aber diejenigen Recht, die vor einer Deflation im Währungsraum gewarnt haben. Da schon die ...

  • 30.01.2014 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Aktionäre statt Passionäre, Kommentar zur EU-Regulierung von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - Na klar, die EU-Kommission hat durchaus ein Argument, wenn sie es für wünschenswert erklärt, dass Anteilseigner Verantwortung übernehmen. Denn natürlich ist es unklug, wenn Aktionäre blindes Vertrauen in Vorstände haben - zumal es jede Menge Interessensunterschiede zwischen Managern und Eigentümern gibt. Es hat daher gewiss Vorteile, wenn ...