Börsen-Zeitung: Zu spät reagiert, Kommentar zu Ebay von Sebastian Schmid
Frankfurt (ots)
Vor wenigen Monaten hat Ebay-Chef John Donahoe bei Investoren noch dafür geworben, dass Ebay und Paypal gemeinsam vor einer besseren Zukunft stehen. Nun lenkt er doch ein und gibt den Forderungen des aktivistischen Investors Carl Icahn nach. Paypal geht 2015 als eigenständiges Unternehmen an die Börse. Die Ebay-Aktie verteuerte sich daraufhin um mehr als 7%. Bis 2015 kann aber noch viel passieren - mit Blick auf die Wettbewerbssituation ist dies auch zu erwarten.
So kündigt sich mit dem chinesischen Börsenneuling Alibaba ein Wettbewerber im Onlinehandel an, der international sehr gefährlich werden könnte. Noch anspruchsvoller sieht die Situation im Bezahldienstleistungsgeschäft aus. Bei der Abwicklung von Onlinetransaktionen hat Paypal zwar eine starke Position, wächst aber bereits langsamer als in vergangenen Jahren. Nun steigt mit Apple ein Gegner in den Ring, der weit finanzkräftiger ist und mit allen großen US-Banken und den drei großen Kreditkartenanbietern zahlreiche schwergewichtige Partner an Bord hat. Diese haben ein vitales Interesse daran, Paypal zurückzudrängen. Gerade in den USA, wo jeder zweite Smartphone-Besitzer ein iPhone nutzt, sollte die Ebay-Tochter die neue Konkurrenz sehr ernst nehmen. Zumal Banken wie Citigroup, J.P. Morgan und Bank of America bereits kräftig die Werbetrommel für Apple Pay rühren.
Die Strategie Paypals, mit eigenen Kreditkarten in den stationären Einzelhandel vorzudringen, wirkt nun fast altbacken. Apple Pay bietet dagegen kontaktloses und anonymes Bezahlen. Auch die bisherige Paypal-Domäne des Onlinebezahlvorgangs wird attackiert - der Fingerabdruckscanner des iPhones soll mehr Sicherheit und einen schnelleren Abschluss des Bezahlvorgangs ermöglichen.
Sollte der iPhone-Anbieter mit dem Bezahldienst Erfolg haben, dürften die Kunden erwarten, auch bei Ebay mit Apple Pay bezahlen zu können. Interessenkonflikte wären bei einer gemeinsamen Gesellschaft also programmiert. Dass es bei dem Rivalen Apple bleibt, ist indes unwahrscheinlich. Google hat sich bislang zwar erfolglos mit Bezahldiensten versucht. Der Internetkonzern dürfte aber nicht einfach tatenlos zusehen, wie sich Apple in dem lukrativen Geschäftsfeld breitmacht.
Wenn es für Paypal ungünstig läuft, ist die Ausgangslage zum Zeitpunkt der Börsennotierung im kommenden Jahr deutlich schlechter. Donahoe hat erst spät realisiert, dass ein gemeinsames Ebay zu unflexibel ist. Dass er seinen Hut nehmen wird, ist daher konsequent. Er hat zwar reagiert - aber zu spät.
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