Börsen-Zeitung: Wenn's am schönsten ist, Kommentar zur Commerzbank von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots)
Nein, es lief nicht alles glatt in der am Samstag vergangener Woche beendeten Amtszeit Martin Blessings als Commerzbank-Chef. Das Timing seines Abschieds aber ist perfekt - wie der Volksmund weiß, soll man aufhören, wenn's am schönsten ist. Empfahl sich Blessing auf der Bilanzpressekonferenz Mitte Februar noch mit einem auf gut 1 Mrd. Euro vervierfachten Konzernüberschuss 2015, so ist spätestens seit dem Bericht zum Startquartal am gestrigen Dienstag jedermann klar, was auf seinen Nachfolger Martin Zielke zukommt: die Verantwortung für die Führung einer einlagenträchtigen Bank, in deren Ergebnis die Folgen der Geldpolitik zusehends zu Buche schlagen. Spielen dann nicht wenigstens die Märkte mit, resultiert daraus ein Quartal, in dem nur eine von vier operativen Sparten, und diese auch nur dank eines Einmaleffekts, ihr Betriebsergebnis verbessert hat.
Berichte über breit angelegte Aktiengeschäfte um Dividendenstichtage, die das Bundesfinanzministerium "illegitim" nennt, dürften derweil kaum geeignet sein, das Verhältnis zum Großaktionär Bund entspannter zu gestalten oder Zielke politische Rückendeckung zu verschaffen, so er sie einmal benötigen sollte. Sein Start könnte daher haariger kaum sein, und man darf davon ausgehen, dass ihn der Aufsichtsrat eben deshalb zu Blessings Nachfolger kürte. Schließlich hat Zielke doch schon bei der Restrukturierung des Privatkundengeschäfts viele Skeptiker widerlegt.
Die Effekte von Null- und Negativzinsen allerdings werden sich mit einer reinen Wachstumsstrategie kaum meistern lassen. Wenn also der Neue an der Spitze demnächst seine Strategie für die kommenden Jahre präsentierten wird, dürfte klar werden: Die Bank, die "stetiges Kostenmanagement" schon vor Jahren zu einem "zentralen Bestandteil" der Strategie erklärte, muss sämtlichen Aufwand abermals mit noch spitzerem Stift durchrechnen, auch wenn allenfalls die Konsolidierung der IT noch nennenswert Sparpotenzial eröffnet.
Nach einem Startquartal, in welchem ein geldpolitisch induzierter Ertragsrückgang die Kosten-Ertrags-Relation binnen Jahresfrist von 70% auf 82% gehievt und die Eigenkapitalrendite aufs Konzernergebnis von 6,6% auf 2,8% gedrückt hat, gebietet dies die Logik des Dreisatzes. Für die leidgeprüften Aktionäre, denen die Bank jüngst erstmals seit der Finanzkrise eine Mini-Dividende von 20 Cent je Aktie zahlte, bedeutet dies: Ihnen winken bis auf Weiteres, wenn überhaupt, nur solch homöopathisch wirkende Ausschüttungen.
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