Börsen-Zeitung: Geplauder in Jackson Hole, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots)
Es ist wieder so weit: In der neuen Handelswoche steht die Notenbankerkonferenz im amerikanischen Jackson Hole auf dem Programm. Die Veranstaltung am Rande der Rocky Mountains in Wyoming wird in der Zeit vom 24. bis zum 26. August stattfinden. Neben der Konferenz im portugiesischen Sintra gilt die Zusammenkunft der Zentralbanker als die bedeutendste ihrer Art in diesem Jahr.
Die Finanzmarktakteure, die ständig an den Lippen der Notenbanker hängen und in jedes Komma, jede vermeintliche rhetorische Pause, alles Gesagte und viel mehr noch in das Nichtgesagte irgendetwas hineinzuinterpretieren versuchen, verfolgen Jackson Hole und alles, was von dort verlautet, seit Jahren ganz genau. Mitunter taten sie ja auch gut daran, wie etwa im Jahr 2014, als Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), mit seiner Rede in Jackson Hole den Boden für das spätere Anleihekaufprogramm der EZB bereitete.
Dieses Jahr sieht es aber danach aus, als würden bei der Jackson-Hole-Konferenz keine spektakulären Reden gehalten und bahnbrechende Verlautbarungen gemacht werden. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass Zurückhaltung überwiegen wird und nur das ohnehin schon Gesagte und damit alles Bekannte nochmals bestätigt wird - und das aus verschiedenen Gründen.
Aus Insiderkreisen verlautete schon, dass Draghi keine geldpolitischen Signale senden wird. Aus der EZB hieß es, dass sich der EZB-Präsident in seiner Rede auf das Thema der Konferenz konzentrieren wird, das da lautet: Beförderung einer dynamischen globalen Wirtschaft. Draghi wolle außerdem der Diskussion im Herbst nicht vorgreifen. Dann erst soll es darum gehen, wie in Zukunft wohl mit dem billionenschweren Anleihekaufprogramm umgegangen wird. Und dann gibt es für ihn ja noch einen Grund sich zurückzuhalten: In Deutschland steht im kommenden Monat die Bundestagswahl an. Draghi & Co wollen sich später bestimmt nicht vorwerfen lassen, dass sie hier in dieser oder jener Hinsicht eine Beeinflussung vorgenommen hätten. Das wird Draghi vermeiden wollen.
Aber auch von Seiten der US-Notenbanker dürften die Zeichen eher auf Vorsicht stehen, zumal unter führenden Vertretern der US-Notenbank auch die Prioritäten für das, was in der Geldpolitik derzeit zu berücksichtigen ist, ein wenig unterschiedlich sind. Der Chef des Fed-Bezirks Minneapolis, Neel Kashkari, zielt etwa auf politische Faktoren ab. So steht im Kongress die Entscheidung über die Anhebung der Schuldenobergrenze an. Das will Kashkari im Auge behalten. Er stimmte im Juni zum Beispiel gegen die Zinserhöhung. Die Verhandlungen über die Anhebung der Schuldenobergrenze könnten sich - wieder einmal - hinziehen. Derzeit ist das Limit bei 19,9 Bill. Dollar. Dem amerikanischen Staat könnte im Oktober wieder die finanzielle Puste ausgehen, wenn der Kongress bis dahin nicht handelt und der Zahlungsausfall abgewendet wird. Diesen Prozess wird die Fed nicht noch durch Zinsanhebungen beeinflussen wollen.
Auf eine Verschärfung des geldpolitischen Kurses in den USA deutet derzeit ohnehin nichts hin. Denn den US-Währungshütern bereitet die unerwünscht niedrige Teuerung in den USA Kopfschmerzen. Das geht aus dem Protokoll zur Juli-Zinssitzung hervor. Die Notenbanker mahnen zur Vorsicht. Viele Fed-Vertreter wollen mit der nächsten Zinsanhebung abwarten, bis es verlässlichere Hinweise darauf gibt, dass sich die Inflation dem Zielwert der Fed von 2 Prozent nähert.
Es wird aber damit gerechnet, dass die Inflation länger als bislang angenommen unter diesem Zielwert verharren wird. Das könnte die Fed zu einer sehr viel langsameren Gangart zwingen. So hat sich etwa Robert Kaplan, Präsident der Fed von Dallas, gegen eine baldige Zinserhöhung ausgesprochen, unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass erst Fortschritte bei der Entwicklung der Inflation in Richtung Zielwert gemacht werden sollen. James Bullard, Chef der Fed von St. Louis, hatte sich ebenfalls gegen eine rasche Zinserhöhung ausgesprochen.
Und Kaplan ging gegen Ende der abgelaufenen Woche noch einen Schritt weiter. "Wir müssen sehr geduldig und vernünftig sein", sagte er am Donnerstag auf einer Veranstaltung. Die niedrigen Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen signalisierten die Erwartung einer konjunkturellen Abschwächung. Auch das ist nicht gerade von der Hand zu weisen angesichts des neun Jahre andauernden Wirtschaftsaufschwungs in den USA. Summa summarum wird Jackson Hole vermutlich zum Plauderstündchen, das die Märkte nicht durcheinanderwirbelt.
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