All Stories
Follow
Subscribe to Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Unterm schlechten Stern, Kommentar zu Hellofresh von Ulli Gericke

Frankfurt (ots)

Wann, wenn nicht jetzt. Zwar scheitert der Dax seit Tagen an der 13000er Schwelle. Doch verglichen mit den Monaten zuvor müht sich der Index auf extrem hohem Niveau. Die beste Zeit also für den Kochboxlieferanten Hellofresh, den zweiten Anlauf für sein Initial Public Offering (IPO) zu wagen. Das allerdings unter einem denkbar schlechten Stern steht: Denn das einzige wirklich vergleichbare Peer-Unternehmen ist die US-amerikanische Blue Apron - und deren Börsengang im Sommer ging gründlich schief. Erst musste die Preisspanne für die angebotenen Aktien um gut ein Drittel von 15 bis 17 Dollar auf 10 bis 11 Dollar eingekocht werden. Ausgegeben wurden die Papiere dann am unteren Rand der Spanne - und sind drei Monate später nur noch etwas über 5,10 Dollar wert. Ein schlechteres Omen ist schwerlich vorstellbar.

Folglich versucht der Hellofresh-Vorstand alles nur Mögliche, um das deutsche Start-up von seinem US-Pendant abzugrenzen. Im Gegensatz zu Blue Apron sei das in Berlin ansässige Unternehmen nicht nur in einem Land tätig, sondern in zehn auf drei Kontinenten. Und anders als der Wettbewerber gewinne Hellofresh in dessen Heimatmarkt "massiv Marktanteile", beteuert CEO und Co-Founder Dominik Richter. Der hatte zuletzt versichert, jederzeit frei entscheiden zu können, wann "sein" Start-up schwarze Zahlen schreibt. Tatsächlich machen die Marketingkosten knapp ein Viertel des Umsatzes aus. Werden die Werbungskosten für die flotte Kundenakquise also nur halbiert, kann Gewinn gezeigt werden. Freilich auf Kosten der weiteren raschen Expansion.

Ob der angepeilte Börsengang fliegt, hängt ganz wesentlich vom Pricing ab. Hier hat die Mutter Rocket Internet, die bis dato 53% an Hellofresh hält, sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Der eigene Emissionspreis im Umfeld des gehypten Alibaba-IPO war zwar vielfach überzeichnet - nachträglich gesehen aber hoffnungslos überzogen. Die Beteiligung Delivery Hero, die im Sommer an die Börse ging, konnte dagegen - trotz Platzierung am oberen Rand der Spanne - deutlich zulegen. Dies müsste auch das Ziel bei Hellofresh sein. Wie zu hören ist, soll der Kochboxlieferant mit 1,5 bis 2,0 Mrd. Euro bewertet sein. Kein Vergleich mit dem ersten IPO-Versuch, als Rocket eine Kapitalisierung von gut 3 Mrd. Euro durchsetzen wollte - was misslang. Bei der letzten Finanzierungsrunde wurde Hellofresh auf 2 Mrd. Euro taxiert. Ein neuerlicher Abschlag eröffnet an der Börse Luft nach oben - und sei's nur, um dem bösen Blue-Apron-Omen entgegenzutreten.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original content of: Börsen-Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Börsen-Zeitung
More stories: Börsen-Zeitung
  • 06.10.2017 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Dax im Steilflug, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Eine schwierige Regierungsbildung nach der Bundestagswahl, die Krise in Katalonien oder der weiter schwelende Konflikt zwischen Nordkorea und den USA: Es scheint mehr als genug Gründe zu geben, für den Aktienmarkt skeptisch zu sein. Dennoch scheint derzeit nichts den Dax aufhalten zu können - mit Ausnahme vielleicht der Schwelle von 13000, vor der ...

  • 05.10.2017 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Stupid Isolation, Kommentar zum Brexit von Ulli Gericke

    Frankfurt (ots) - Ein halbes Jahr nachdem die britische Premierministerin Theresa May den Brexit-Prozess eingeleitet hatte und nach null Fortschritten bei den bisher vier Verhandlungsrunden liegen die Nerven bei der hiesigen Industrie blank. Zwar haben primär die Briten die Nachteile der vom Volk gewünschten "Splendid Isolation" zu tragen. Doch bei einem ...