Börsen-Zeitung: Weg, Kommentar zur DWS von Jan Schrader
Frankfurt (ots)
John Cryan: weg. Marcus Schenck: weg. Kim Hammonds: weg. John Gibbons: weg. Nun wird die Liste der allein in diesem Jahr geschassten und entflohenen Führungskräfte im Konzern der Deutschen Bank noch länger: Nicolas Moreau, CEO der im März an die Börse gebrachten Fondstochter DWS, verlässt zum Jahresende die Gesellschaft. Und was sagt Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank dazu? "Wir danken Nicolas Moreau nicht nur für die wichtigen Impulse, die er der Bank insgesamt sowie speziell dem Assetmanagement gegeben hat. Unter seiner Führung wurde die DWS erfolgreich an die Börse gebracht und die Grundlage für einen Wachstumskurs gelegt." Und für diese Leistung wird Moreau also vom Hof gejagt? Wer es glaubt, wird selig!
Die Nachricht kommt nur einen Tag, nachdem die DWS Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorgelegt hat. Nach wiederholten Nettomittelabflüssen zeigte sich Moreau zuversichtlich, den so wichtigen Fondsabsatz rasch wieder in Schwung bringen zu können. Der Manager hatte dabei durchaus Argumente auf seiner Seite: neue Produkte, Kooperationen mit der Investmentfirma Tikehau und dem Versicherer Generali, erste Vorboten einer Erholung bei zuletzt angeschlagenen Flaggschiffprodukten. Auch stark sinkende Kosten konnte die DWS als Erfolg verbuchen. Jetzt aber weiß jeder, was bislang nur eine Ahnung war: Die Konzernmutter Deutsche Bank hat selbst kein Vertrauen mehr in die Führung der DWS und glaubt offenbar auch nicht an die am Mittwoch aufgetischte Geschichte.
Wer aber soll künftig noch den Worten des Managements trauen können, wenn Führungskräfte in dieser Rate entlassen und verjagt werden? Das Signal ist fatal.
Natürlich ist der Befund korrekt, dass die DWS schon lange immer wieder Probleme hat. Ein wiederholter Umbau hat dem Assetmanager nicht gut getan. Mittelabflüsse lassen sich nicht nur mit dem Branchentrend erklären und auch nicht allein mit dem schlechten Ruf der Konzernmutter. Seit dem Börsengang der DWS fiel der Kurs deutlich ab. Es ist verständlich, dass Management und Aufsichtsrat in den Doppeltürmen nervös sind. Doch die permanenten Wechsel - auch der bekannten Fondsmanager Tim Albrecht und Henning Gebhardt, die bei Berenberg anheuerten - vermitteln ein Bild innerer Unruhe und zerstören Glaubwürdigkeit. Achleitner erklärt, "überzeugt" von der "Erfolgsgeschichte" zu sein, die nun unter Moreaus Nachfolger Asoka Wöhrmann fortgesetzt werde. Wer soll das noch glauben? Auch das Vertrauen ist weg.
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