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Der Dax bleibt ein Freund, Marktkommentar von Werner Rüppel

Frankfurt (ots)

Mit dem Beginn der Pandemie sind die Aktienkurse zwar zunächst gecrasht. Seitdem haben die Anleger weltweit aber einen neuen Freund in Gestalt haussierender Aktienmärkte. Und seien wir ehrlich: Einen solchen Freund, der ein Reichmacher ist, hat doch ein jeder gerne. Auch junge Leute, die vielleicht wenig Geld haben, aber ihre Ersparnisse über per App erworbene ETFs deutlich gesteigert haben.

Zuletzt hat sich vor allem der Dax als guter Freund der Anleger erwiesen. Vor wenigen Tagen hat er ein Allzeithoch bei 15.569 Punkten markiert und in diesem Jahr hat der deutsche Leitindex bereits 13 Prozent zugelegt. Während im vergangenen Jahr vor allem Technologiewerte überdurchschnittlich an Wert gewannen, sind, seit weltweit geimpft wird, wieder die im Dax reichlich vertretenen Zykliker gefragt. Ein Blick auf den Chart genügt, um zu wissen, wohin das deutsche Börsenbarometer tendiert: stetig nach oben.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob dieser Kursanstieg gerechtfertigt ist und ob der Dax weiterhin der Freund des Anlegers bleibt. Es geht dabei nicht um kurzfristige Kursschwankungen, zwischenzeitliche Rückschläge gibt es am Aktienmarkt immer, auch in einigermaßen stabilen mehrjährigen Aufwärtstrends. Es geht um die Richtung.

Und da schaut es gerade für den zyklischen Dax derzeit ausgesprochen gut aus. Denn der deutsche Aktienindex ist keineswegs teuer bewertet und die Gewinne der im Dax vertretenen Unternehmen explodieren. Hinzu kommt, dass im Euroraum die Zinsen noch geraume Zeit auf extrem niedrigem Niveau bleiben werden.

Doch der Reihe nach. Die DZ Bank führt in ihrer aktuellen Wertpapierstrategie als Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den Dax 14,9 (auf Basis der für 2021 erwarteten Gewinne) und 13,5 (auf Basis der für 2022 erwarteten Gewinne) auf. Die Dividendenrendite des deutschen Leitindex gibt das Institut mit 2,8 Prozent (2021 erwartet) und 3,1 Prozent (2022 erwartet) an. Ist das nun teuer in einem Umfeld, in dem die EZB den Zins abgeschafft hat, in dem immer mehr Anleger in Euroland Strafzinsen für ihre Einlagen bezahlen müssen und in dem zehnjährige Bundesanleihen noch immer keine Zinsen bieten? Hinzu kommt, dass die Technologiewerte an der Nasdaq, der S&P 500 und der MSCI World weitaus höher bewertet sind als der Dax. Tech-Werte sind teuer, Tesla erscheint extrem überbewertet, aber nicht der Dax, der ist (noch) vergleichsweise preiswert zu haben.

Darüber hinaus haben etliche Dax-Titel wie die Deutsche Post oder die Autobauer ihre Gewinne im ersten Quartal massiv und wesentlich stärker als erwartet gesteigert. Die Weltkonjunktur zieht merklich an, die Staaten fahren unter Führung der USA unter Joe Biden umfangreiche Konjunktur- und Infrastrukturprogramme und die zyklischen deutschen Exportwerte profitieren davon. Richtig enttäuscht im Dax hat zuletzt nur Bayer, aber das hat singuläre unternehmensspezifische Ursachen. Analysten wie Andreas Hürkamp von der Commerzbank haben gerade bei etlichen Dax-Titeln die erwarteten Gewinne nach oben revidiert. Die DZ Bank prognostiziert ein Gewinnwachstum der Dax-Titel von satten 31 Prozent in 2021 und 11 Prozent in 2022. "Steigende Gewinne der Unternehmen bleiben der wichtigste Treiber für Aktien", sagt Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment.

Natürlich birgt das starke Anziehen der Weltkonjunktur das Risiko, dass die Märkte erwarten, die US-Notenbank werde bald beginnen, weniger Anleihen aufzukaufen. Aber solange der US-Arbeitsmarkt nicht heiß läuft, dürfte die Fed an ihrem expansiven Kurs festhalten. Und im Euroraum mit seinen wirtschaftlichen Problemen wird die EZB auf absehbare Zeit den Markt mit Geld fluten.

Vor diesem Hintergrund dürfte der Dax zwar schwanken, aber weiter zulegen. Neue Hochs bei 16.000 oder 17.000 Punkten sind in diesem Jahr gut möglich. Wenn alles gut läuft, könnte der Leitindex in diesem oder im kommenden Jahr auch 20.000 Punkte erreichen. Für den Anleger bleibt der Dax ein Freund.

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