Beste Zeiten für den Dax, ein Marktkommentar von Werner Rüppel
Frankfurt (ots)
Gerade hat der Deutsche Aktienindex die Marke von 16000 Punkten geknackt und ein neues Allzeithoch erreicht. Wer vor Jahresfrist in den Dax investierte, hat einen Kursgewinn von rund 30 Prozent erzielt, das Plus im laufenden Jahr beträgt 17 Prozent. Doch nicht nur der Dax hat gerade ein neues Hoch markiert, sondern auch die führenden US-Aktienindizes und mehrere europäische Indizes. Noch höhere Zuwächse als der Dax haben die an der Nasdaq notierenden US-Technologiewerte erzielt. An den Aktienbörsen, China ausgenommen, herrscht Partystimmung.
Die Gründe für die Hausse sind leicht auszumachen. "Gute Unternehmensbilanzen und ausgebliebene negative Überraschungen seitens der Geldpolitik waren die wesentlichen Kurstreiber", stellt die Helaba in ihrem Wochenausblick fest. Positiv habe sich die unverändert zögerliche Haltung der Fed beim Thema Leitzins ausgewirkt. "Die Spekulationen gingen zuletzt klar in Richtung Zinswende, die nun aber ausblieb."
Hinzu kommt die Äußerung von EZB-Chefin Christine Lagarde, die die Bedingungen für höhere Leitzinsen im kommenden Jahr als nicht gegeben sieht. Eines wird dem Betrachter da klar: Fed und EZB wollen gerade in den durch die Pandemie geprägten schwierigen Zeiten den Wirtschaftsaufschwung nicht abbremsen. Sie agieren mit Straffungen äußerst vorsichtig und sind offensichtlich bereit, eine zeitweise höhere Teuerungsrate zu tolerieren.
Beim Blick nach vorne sind die Chancen daher gut, dass Dax & Co. weiter zulegen und es in den kommenden Wochen zu einer Jahresendrally kommt. Dafür sprechen auch weitere Gründe. So weist der Dax, wie übrigens auch Dow und Nasdaq, im Jahresverlauf ein ausgeprägtes saisonales Muster auf. Ab November bis ins Frühjahr ist die beste Zeit für Kursanstiege. So hat der Dax zum Beispiel im November 2020 stolze 15 Prozent an Wert gewonnen. Das saisonale Muster lässt sich gut auf Zahlungsströme zurückführen. In den Wintermonaten erhöht kaum eine Gesellschaft ihr Kapital, und es werden auch keine Gelder für IPOs beansprucht.
Das saisonale Muster begünstigt zwar einen weiteren Aufschwung am Aktienmarkt, doch es erklärt nicht die positive Grundtendenz. Für diese sind neben der Anlegerstimmung vor allem die Faktoren Liquidität, Zinsen und Gewinne maßgeblich.
In Euroland regiert immer noch der Negativzins. Immer mehr Banken führen Verwahrentgelte für Einlagen ein, zehnjährige Bundesanleihen weisen noch immer negative Renditen auf. Vor diesem Hintergrund legen mehr und mehr Anleger Gelder am Aktienmarkt an, wo die Unternehmensgewinne sprudeln. Übrigens offeriert ein Blue Chip wie BASF aktuell eine Dividendenrendite von 5 Prozent, das ist schon beträchtlich gegenüber der Zahlung eines Negativzinses.
Die Wirtschaft wächst weltweit, auch wenn Corona und Probleme mit den Lieferketten bremsen. Und die Unternehmensgewinne dürften weiter zulegen, wobei eine höhere Teuerungsrate das Gewinnwachstum sogar begünstigen kann. Zwar wird das Gewinnmomentum im kommenden Jahr deutlich nachlassen, doch ist der Dax mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 15 (2021 erwartet, nach Angaben der DZ Bank) vor dem Hintergrund der Nullzinsen keineswegs teuer oder hoch bewertet.
Nicht zuletzt aufgrund der geld- und fiskalpolitischen Unterstützung geht die UBS von einer weiterhin robusten Wirtschaftstätigkeit aus. "Vor allem der Dax mit seiner prozyklischen und internationalen Ausrichtung sollte hiervon profitieren", erklärt Chefstratege Maximilian Kunkel. Für Benjardin Gärtner von Union Investment ist die Richtung für den Performance-Index, der Dividenden mit einbezieht, ohnehin klar: "Der Dax steigt auf 20000 Punkte."
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