All Stories
Follow
Subscribe to Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung

Game On(line), Kommentar zu Microsoft von Heidi Rohde

Frankfurt (ots)

Es war eine Frage der Zeit, bis ein Player mit tiefen Taschen die Karten am Spieltisch neu mischen würde. Microsoft stemmt mit der Übernahme von Activision Blizzard für 75 Mrd. Dollar nicht nur den größten Deal in der eigenen Geschichte, sondern auch den mit Abstand größten in der Spieleszene an. Die Prämie von 50 Prozent auf den vorausgegangenen Schlusskurs er­scheint üppig für ein Unternehmen, das seit längerem mit einem handfesten Skandal über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kämpft. Sie bleibt allerdings unter den 65 Prozent, die Take Two Interactive bei der Übernahme von Zynga vergangene Woche aufgeboten hatte.

Die Unternehmen erkaufen sich Einlass in jenen Teil des Spieleuniversums, das vor allem über mobile Endgeräte erreicht wird und das seit Jahren schneller wächst als der Bereich der klassischen Konsolen wie XBox oder Playstation. Wenig überraschend verliert die Sony-Aktie unmittelbar 10 Prozent, denn ohne Zweifel schiebt sich Microsoft mit dem Kauf von Activision Blizzard bei Mobile Gaming mit einem Sprung nach vorn.

Der Entwickler von Warcraft, Call of Duty und Candy Crush hat dabei nämlich schon einen Marktanteil von gut einem Drittel, während Sony, Nintendo oder Ubisoft noch im einstelligen Bereich verharren. Für Microsoft ist der Zukauf auch ein erneuter Anlauf, um sich endlich als Plattformbetreiber zu etablieren und damit an die Erzrivalen Apple und Google anzuschließen, die der Gates Company dabei allerdings noch Lichtjahre voraus sind.

Microsoft hatte die Wachstumschancen (und Gefahren) des Mobile Internet spät erkannt und war mit dem Versuch, eine dritte Systemplattform im Smartphone-Markt aufzubauen, krachend gescheitert. Auch der Versuch, das Kernprodukt Windows als Plattform weiterzuentwickeln, verläuft eher zäh. Mit der Gaming-Sparte unternimmt das Unternehmen nun einen neuen Versuch, im Privatkundenmarkt zu skalieren. Die Sparte steht bisher erst für 9 Prozent vom Konzernumsatz und lebt noch von dem in der Softwarebranche tradierten Geschäftsmodell üppiger, aber mitunter erratischer Lizenzverkäufe. Mit dem stärkeren Fokus auf Mobile Gaming öffnet sich Microsoft nun hier auch für neue stetigere Erlösmodelle, die allerdings im Gegenzug an den XBox-Einnahmen nagen dürften. Langfristig sollte sich der Activision-Deal dennoch auszahlen. Finanziell ist der Kauf für den Softwareriesen keine Herausforderung. Ende September lagen 130 Mrd. Dollar in der Kasse. Hürden drohen dafür an anderer Stelle. Die Kartellbehörden schauen bei M&A von Tech-Giganten inzwischen zweimal hin.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original content of: Börsen-Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Börsen-Zeitung
More stories: Börsen-Zeitung
  • 18.01.2022 – 20:28

    Auf in den Strategiekampf, Kommentar zur Schufa von Bernd Neubacher

    Frankfurt (ots) - Der Rückzug von Cerberus aus Deutscher Bank sowie Commerzbank sollte nicht den Blick dafür verstellen, dass Pri­vate Equity sich nach wie vor für Assets im deutschen Finanzsektor erwärmt. So bieten Advent und Centerbridge für die Aareal Bank, und EQT hat beim Bundeskartellamt die Übernahme der Schufa angemeldet nach einer Einigung mit Société ...

  • 17.01.2022 – 20:25

    Umbruch, Kommentar zur Eurogruppe von Andreas Heitker

    Frankfurt (ots) - Eine solche Zeitenwende wie aktuell hat die Eurogruppe in ihrer Geschichte wohl selten erlebt: Gleich vier neue Finanzminister aus den Euro-Staaten nahmen am Montag erstmals an einer Sitzung des Gremiums teil. Als es dann zum "inklusiven Format" des Treffens überging, bei dem auch die Ressortchefs der Nicht-Euro-Länder der EU hinzugeholt wurden, kamen vier weitere neue Gesichter hinzu. Es ist ein ...

  • 14.01.2022 – 19:05

    Viel Geld für Aktionäre / Kommentar zur Dividendenentwicklung von Werner Rüppel

    Frankfurt/Main (ots) - Schon in wenigen Wochen beginnt die beste Zeit für Aktionäre. Denn in der Dividendensaison können Investoren ihren Geldbeutel regelmäßig gut füllen. In diesem Jahr sind europäische und deutsche Aktien, vor allem Dax-Werte, besonders attraktiv: Denn während mehr und mehr Zinssparer auch ...