Börsen-Zeitung: Assekuranz kann aufatmen Kommentar von Markus Frühauf
Frankfurt (ots)
Die Versicherungswirtschaft kann aufatmen. Die Einigung im Vermittlungsausschuss zum Alterseinkünftegesetz trifft sie weniger hart, als ursprünglich befürchtet wurde, und auch nicht unvorbereitet. Der Klassiker in der Altersvorsorge, die Kapitallebensversicherung, kommt mit einem blauen Auge davon. Deren Erträge werden künftig in der Regel nur zur Hälfte besteuert. Der Bundestag hatte Ende April noch eine volle Besteuerung beschlossen.
Der Wegfall des Steuerprivilegs bei der Kapitallebensversicherung droht der Assekuranz schon seit geraumer Zeit. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom März 2002, wonach die Besteuerung bei Renten und Beamtenpensionen neuzuordnen war, fasste die Bundesregierung als willkommene Gelegenheit auf, erneut das Steuerprivileg ins Visier zu nehmen. Zweifellos werden sich von 2005 die Rahmenbedingungen für die Kapitallebensversicherung, die mit knapp 57 Millionen Verträgen der Marktführer der privaten Altersvorsorge hierzulande ist, verschlechtern.
Das Ende der Steuerfreiheit ihrer Erträge kommt jedoch keinem Todesstoß für die Lebensversicherung gleich. Der Marktführer Allianz Leben geht auch künftig davon aus, dass diese das erfolgreichste Produkt für die private Vorsorge bleiben wird. Die Lebensversicherung ist fest verankert und garantiert feste Leistungen. Dieser Wettbewerbsvorteil bleibt auch künftig erhalten. Durch das Alterseinkünftegesetz wird aber die private Rentenversicherung an Bedeutung gewinnen. Die Entwicklung der dafür notwendigen Produkte dürfte in der Assekuranz zum überwiegenden Teil abgeschlossen sein. Der Gesetzgeber sieht für die private Leibrentenversicherung steuerliche Freibeträge vor, die für die Kunden gegenüber der aktuellen Besteuerungspraxis auch Vorteile bieten. Denn mit der nachgelagerten Besteuerung werden sie in der Ansparphase entlastet. Erst bei der Auszahlung greift der Fiskus zu, zu einem dann niedrigeren Einkommensteuersatz.
Das rasche Ergebnis im Vermittlungsausschuss schafft nun Klarheit für Anbieter und Kunden. Die bisherigen Absatzzahlen zeigen, dass das bis Jahresende bestehende Steuerprivileg bereits kräftig genutzt wird. Für Lebensversicherer wird sich der Boom nun erst recht intensivieren. Bei der privaten Leibrentenversicherung, der so genannten Rürup-Rente, können die Versicherer mit der Schulung des Vertriebs beginnen.
Dass es schlimmer hätte kommen können, ändert nichts am grundliegenden Denkfehler. Eingeschränkte Wahlfreiheit und stärkere Reglementierung hemmen die Kreativität der Anbieter von Vorsorgeprodukten. Die Riester-Rente wurde so zum Rohrkrepierer. Daraus hat die Regierung keine Lehren gezogen.
(Börsen-Zeitung, 28.5.2004)
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