Börsen-Zeitung: Der Dealmaker, Kommentar von Karin Böhmert
Frankfurt (ots)
Schon als Bruce Wasserstein Anfang 2002 die Führung von Lazard übernahm, kochten die Gerüchte hoch, die Investmentbank werde verkauft. Schließlich haftet Wasserstein der Ruf eines gewieften Dealmakers und Taktikers an, der ein ausgesprochenes Händchen für das richtige Timing und damit den zu erzielenden maximalen Unternehmenswert hat. Zudem klebt Wasserstein nicht an seinem Arbeitsplatz, wenn damit ein stolzes Sümmchen eingestrichen werden kann: der Verkauf der von ihm mitgegründeten Boutique Wasserstein Perella an die Dresdner Bank auf dem Höhepunkt des M&A-Booms im Jahr 2000 erlöste 1,4 Mrd. Dollar. Wasserstein rückte zwar zunächst in die seitdem firmierende Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) ein, um deren kränkelndes Investment Banking unter die Top-Adressen zu heben. Er schied aber aus, als er sich mit seinem Plan nicht durchsetzen konnte, DrKW zu einer selbständigen Einheit zu formen und an die Börse zu bringen.
Einige Parallelen lassen sich daraus ableiten. Seit seinem Antritt bei Lazard hat Wasserstein deren historisch zersplitterte und oft unabhängig voneinander operierenden Partnerstützpunkte in New York, London und Paris eng verzahnt. Er trat auch hier mit dem Ehrgeiz an, die schwächelnde Investmentbank wieder in die Top-Liga zu schieben. Das kostet sehr zum lautstarken Verdruss der Lazard-Eigentümer und Partner. Denn diese erhalten ihre Boni anders als in der Branche üblich als Dividende, die zwar steuerfrei ist, aber aufgrund der Kostenexplosion stark schmilzt. So hat er zahlreiche Spitzen-M&A- Banker für viel Geld angeheuert und damit die Kosten kräftig aufgebläht. Dagegen stehen aber namhafte Deals, die Lazard einiges an Revenues einbrachten und wieder in Top-Positionen hob. Das Haus steht heute offenbar besser da, so dass sich ein Börsengang (IPO) gut verkaufen ließe. Zudem hat sich mit dem erfolgreichen Börsengang des Mitbewerbers Greenhill im Mai ein für IPOs von Beratungshäusern meist sehr begrenztes Fenster geöffnet, weshalb etliche Investmenbanken Lazard nun zum Börsengang drängen. Damit ließe sich auch die Unabhängigkeit besser bewahren, als wenn die Eigentümer aus Frust über die geringe Dividende das Haus an eine andere Investmentbank verkaufen.
Allerdings muss Lazards Deal-Flow entsprechend weiterlaufen, um die mehrjährigen hohen Gehaltszusagen der angeheuerten Banker zu bezahlen. Schwächelt die Konjunktur und damit der Aktienmarkt und das M&A-Geschäft, dann sehen die Zahlen bei Lazard vielleicht noch schlechter aus, als bereits heute von einigen moniert wird. Wassersteins Timing für ein IPO ist damit auch eine Zukunftseinschätzung
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