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Börsen-Zeitung: Kommentar zur Gewinnwarnung des Schweizer Rückversicherers Converium von Thomas List: Converium in Not

Frankfurt (ots)

Der Schweizer Rückversicherer Converium hat ein
Glaubwürdigkeitsproblem. In der Vergangenheit verkündete die
Unternehmensspitze, die Risiken aus dem US-Haftpflichtgeschäft habe
man im Griff, es seien ausreichend Reserven für alle Schadenfälle
gebildet. Entsprechend wurde der Blick in die Zukunft gerichtet.
Converium-CEO Dirk Lohmann wollte noch vor einem Jahr die
Wettbewerber ein- und überholen. Entsprechend war das Wachstum groß
und die Gewinnlage gut.
Doch immer wieder kamen die Risiken aus früheren Geschäften hoch,
als Converium noch Teil von Zurich Financial Services (ZFS) war. Dies
gilt in erster Linie für das US-Haftpflichtgeschäft, das zwischen
1997 und 2001 gezeichnet wurde. Regelmäßig musste hier nachgeschossen
werden, zuletzt im ersten Quartal 2004. Mit ihrer Risikoeinschätzung
lag die Gesellschaft deutlich daneben.
Doch erst jetzt zog Konzernchef Lohmann die Reißleine und ordnete
eine umfassende Überprüfung unter seiner eigenen Leitung an, wie er
betonte. Zusätzlich holte man sich externen Sachverstand. Schon jetzt
wird von Nachreservierungen von bis zu 400 Mill. Dollar gesprochen.
Allerdings soll das Ergebnis der Analyse erst Ende August
veröffentlicht werden. Weitere Überraschungen sind zu befürchten. Es
ist kein Wunder, dass die Investoren nun, nachdem sie in Jahren
langsam Vertrauen in den Börsenneuling gefasst hatten, erschreckt die
Finger von dem Papier lassen. Dies ist kein gutes Omen für die
anstehende Kapitalerhöhung, um die Converium nicht herumkommt, will
die Gesellschaft ihr „A“-Rating halten. Deutliche Preiszugeständnisse
werden nicht ausbleiben.
Leicht in Mitleidenschaft gezogen wurden von dem Converium-Debakel
auch die Mitbewerber, die ebenfalls US-Haftpflichtgeschäft gezeichnet
haben. Die Stellungnahmen fielen mit Ausnahme der Hannover Rück
allerdings nicht überzeugend aus. Die beiden Marktführer Münchener
Rück und Schweizer Rück versuchten mit Worten zu beruhigen, ohne
konkret viel zu sagen. Erst mit der Veröffentlichung der
Halbjahresergebnisse am 6. bzw. 26. August in München bzw. Zürich
wollen sie konkret sagen, ob die Schadenreserven nicht doch angehoben
werden müssen. Nur die Hannover Rück dementierte klar.
Immerhin haben die großen Gesellschaften ihre Schadenreserven in
der Vergangenheit massiv dotiert. Bei der Münchener Rück waren es
über 2 Mrd. Dollar (für American Re), bei der Hannover Rück knapp
über 1 Mrd. Euro. Doch die Unsicherheit bleibt, ob noch mehr kommen
wird. Die Kurse der Rückversicherer werden in den nächsten Wochen
volatil bleiben, wenn auch nicht so stark wie die von Converium.
(Börsen-Zeitung, 21.7.2004)
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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