Börsen-Zeitung: Kommentar zu den Verzögerungen bei der Depfa beim Verkauf der Pfandbriefbank von Markus Frühauf: Das hat Depfa nicht verdient
Frankfurt (ots)
Das hat Depfa nicht verdient Von Markus Frühauf
Das Versprechen nicht eingehalten: So lässt sich der gestrige Kursabsturz der Depfa-Bank-Aktie begründen. Anfang März kündigte der Vorstand den Verkauf der Tochter Deutsche Pfandbriefbank an, was die Börse mit einem knapp siebenprozentigen Kursaufschlag honorierte. Nun waren es erneut fast 7%, allerdings ging es diesmal nach unten. Depfa-Chef Gerhard Bruckermann hat plötzlich keine Eile mehr bei dem Verkauf, der ursprünglich bis Ende September über die Bühne gebracht werden sollte. Der Markt vermutet, dass die Preisvorstellungen nicht durchgesetzt werden können.
Die beeindruckende Performance des Staatsfinanzierers bei der Verbesserung der Profitabilität ist in den Hintergrund gerückt. Die jüngsten Zahlen lesen sich einmal beeindruckend: Im ersten Halbjahr hat das Institut eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von gut 34% erzielt, während die Aufwand-Ertrag-Relation mit weniger als 20% weiterhin deutlich darunter liegt. Der Nettogewinn liegt nach sechs Monaten bereits über dem Niveau des Gesamtjahres 2002. Mit einer Kernkapitalquote von nahezu 11% verfügt man über ausreichend Reserven, um in den USA zu expandieren.
Da ist es nachvollziehbar, dass sich der Vorstand auf der sicheren Seite wähnte, den Verkauf der Pfandbriefbank auf die lange Bank schieben zu können. Immerhin sind nun die geplanten Änderungen beim Pfandbriefgesetz bekannt: Die sie daraus eröffnenden Auswirkungen auf den Verkaufswert der Tochter will das Team um Bruckermann abwarten.
Der Depfa-Vorstand erwartet von der Abschaffung der Umlaufgrenze, die das Refinanzierungsvolumen bislang auf das Sechzigfache des Eigenkapitals begrenzte, für die Pfandbriefbank neue Geschäftsmöglichkeiten. Dies kann den Verkaufsprozess beeinflussen, da sich für Interessenten neue Chancen eröffnen. Kritiker werden einwerfen, dass mit der Aufweichung des Spezialbankprinzips die Attraktivität eines Pfandbrief-Emittenten für andere Finanzdienstleister abnimmt. Doch damit wurde am Markt bereits Ende 2003 gerechnet. Dies war auch dem Depfa-Vorstand bei seiner Verkaufsentscheidung Anfang März bekannt, während die geplante Abschaffung der Emissionsrestriktionen erst danach publik wurde.
Der Depfa-Vorstand hat diesmal darauf verzichtet, einen Zeitplan für den aufgeschobenen Verkauf zu nennen. Im März war seine Ankündigung etwas vorschnell, denn dass Gesetzesänderungen anstehen, damit war bereits seit Mitte 2003 zu rechnen. Dies ist nun durch den Markt abgestraft worden. Die Kursreaktion ist aber überzogen angesichts der über den Erwartungen liegenden Zahlen und der deutlich angehobenen Gesamtjahresprognose.
(Börsen-Zeitung, 4.8.2004)
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