Börsen-Zeitung: Käufer mit Oberwasser im Dax, Kommentar von Sascha Magsamen
Frankfurt (ots)
Aktien steigen, wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist. Dieser simple Marktmechanismus zeigte sich gestern einmal wieder im Dax. Der hiesige Leitindex gewann 1% und schloss bei 4033 Zählern. Endlich haben wir die 4000 Punkte gesehen, werden viele Anleger gedacht haben, endlich kommt die Rally. Nachdem Frühjahrs-, Sommer- und Herbstrally ausgefallen waren, bringt nun die herbeigesehnte Oktoberrally die Kurse nach oben.
Über das Warum kann trefflich gestritten werden, denn es gab keinen offensichtlichen Auslöser. An der Börse wird eben nicht zum Einstieg geklingelt. Diejenigen Anleger, die noch nicht dabei sind, begleiten die starken Kurse naturgemäß mit Skepsis. Ein rekordhoher Ölpreis, massiv gestiegene Produktionskosten in der Industrie aufgrund haussierender Kupfer-, Koks- und Stahlpreise und ein weiterhin lahmender privater Konsum sind Argumente genug, um nicht im Dax investiert zu sein. Die jüngst aggressiv vorgehenden Käufer hat dies kaum interessiert.
Die vergangenen starken Tage, interessanterweise nach dem 30. September, dem Geschäftsjahresschluss vieler Fondsgesellschaften, sind jedoch zu relativieren. Seit Jahresanfang hat der Dax gerade mal 1,72% gewonnen bei einer Schwankungsbreite von rund 400 Punkten. Indexorientierte Anleger stehen per saldo also mit fast leeren Händen da. Mit Blick auf das nahende Jahresende schürt das den Performancedruck, schließlich wollen die Kunden von Banken und Fonds Ergebnisse sehen.
Was liegt also näher, als die für steigende Indexkurse notwendige Branchenrotation zu spielen. Die bisherigen Gewinner wie etwa die eher defensive Continental (+50,3%) und Adidas-Salomon stag nierten in den vergangenen Tagen. Im Handel wurden dafür verstärkt Käufe in den bisherigen fußlahmen Indextiteln Lufthansa und Infineon sowie den Schwergewichten Allianz und Münchener Rück beobachtet. Die für den Dax wichtigen Versicherer liegen seit Jahresanfang gut 15% unter Wasser.
Unterstützend wirkt die Markttechnik, da die 200-Tage-Linie bei 3942 Zählern mit Schmackes überwunden worden war, ebenso wie der etwas höher verlaufende mittelfristige Abwärtstrend. Auch bewertungsseitig geht noch was. Das die Substanz erfassende Kurs-Buchwert-Verhältnis beträgt 1,5, womit der Dax viel günstiger zu haben ist als seine Pendants in London und Zürich. Auf der Ertragsseite stellt sich das Bloomberg-Konsensus-KGV (e) für 2004 auf moderate 15,1. Einziger Wermutstropfen: Vom Gewinn sieht der Streubesitz bei einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 2% wenig. Doch das dürfte in den kommenden Wochen nur wenige Käufer interessieren.
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