Börsen-Zeitung: Der hyperaktive Aufsichtsrat, Kommentar zum Führungsstreit bei der MG Technologies von Claus Döring
Frankfurt (ots)
Vorstand und Aufsichtsrat arbeiten zum Wohle des Unternehmens eng zusammen. So heißt der erste Satz des Deutschen Corporate Governance Kodex zum Zusammenwirken von Vorstand und Aufsichtsrat. Gelesen, gelacht, gelocht, um den ehemaligen MG- Vorstandsvorsitzenden Kajo Neukirchen zu zitieren, lässt sich dieser hehre Anspruch angesichts der wirklichen Corporate Governance bei der MG Technologies nur kommentieren. Weder arbeiten Vorstand und Aufsichtsrat bei der MG eng zusammen, noch dient das, was in und zwischen diesen Gremien zuletzt veranstaltet wurde, dem Wohle des Unternehmens.
Auch wenn bislang nur Einzelheiten des hinter den Kulissen ausgefochtenen Streits zwischen MG-Chef Udo Stark und Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied Otto Happel publik geworden sind der bereits entstandene Schaden sollte dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Heraeus reichen, um dem unwürdigen Spiel ein Ende zu bereiten. Sonst könnte auch Heraeus Reputation Schaden nehmen.
Dass angesichts des schon länger zerrütteten Vertrauensverhältnisses zwischen Happel und Stark die MG-Spitze neu besetzt werden muss, liegt auf der Hand. Wenn Stark nicht nur in seinen Rechtsgutachten, sondern auch vor der Öffentlichkeit mit sauberer Weste dastehen will, sollte er nicht lange um die Abfindung feilschen, sondern den raschen, klaren Schnitt suchen. Er würde damit nicht nur dem Ansehen seiner Person, sondern vor allem seinen Vorstandskollegen, den Mitarbeitern und dem Unternehmen selbst einen Dienst erweisen.
Die Konfrontation allein dem Ego der beiden Kontrahenten zuzuschreiben wäre zu billig. Unternehmensführer haben meist ein ausgeprägtes Ego. Sie müssen aber wissen, was ihre Rolle ist. Der Vorstand leitet das Unternehmen in eigener Verantwortung, heißt es dazu im Corporate Governance Kodex. Der Aufsichtsrat soll den Vorstand beraten und überwachen, aber nicht hintergehen. Darüber sollte Otto Happel einmal nachdenken. Ein Aufsichtsrat, auch ein aktiver, ist kein Vorstandsmitglied. Ein hyperaktiver Aufsichtsrat als Zwitter zwischen Aufsichtsrat und Vorstand ist im deutschen Aktiengesetz nicht vorgesehen.
Wenn Happel seiner MG, die er von Stark auf Gea-Maß zurückschneiden ließ, eine Perspektive eröffnen will, muss er sich als Person zurücknehmen. Er sollte den Aufsichtsrat verlassen. Er hat im Kontrollgremium erfahrene Sachwalter seiner Interessen. Die MG braucht einen Neustart, unbelastet von der (auch jüngsten) Vergangenheit. Namensänderung und Umzug nach Bochum reichen nicht, die MG braucht auch eine neue Führungspersönlichkeit. Doch welcher fähige Manager will schon ein Happelmann sein?
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