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Börsen-Zeitung: Geheimnisvolle Credit Suisse, Kommentar von Daniel Zulauf zur Neuausrichtung der Credit Suisse Group

Frankfurt (ots)

Politik hat im Management von Großunternehmen
bekanntlich viel Gewicht. Deshalb ist es auch nicht überraschend,
wenn sich zwischen Politikern und Managern immer wieder
Gemeinsamkeiten zeigen: Beide reden gern und viel übers Sparen, beim
Wo bleiben sie aber so vage wie möglich. Konkret sind dagegen meist
die Ideen, wo in Zukunft die Mehreinnahmen herkommen sollen und
welche finanziellen Ziele damit zu erreichen sind. Credit-Suisse-Chef
Oswald Grübel und seine vier wichtigsten Mitstreiter lieferten am
Investor Day den perfekten Anschauungsunterricht in Sachen
Erwartungsmanagement. In einer mehrstündigen Präsentation erklärten
sie zunächst den Analysten und dann – in einem dreiviertelstündigen
Schnelldurchlauf – auch den Medienvertretern, wie der Konzern bis
2007 einen Gewinn von mehr als 8 Mrd. sfr erwirtschaften will.
Erklären ist freilich etwas viel gesagt, denn wie die Bank den
Gewaltakt genau bewerkstelligen will, ist trotz vieler Worte nicht
klar geworden. Die Investmentbank Credit Suisse First Boston (CSFB)
soll binnen drei Jahren mindestens 3 Mrd. sfr Gewinn abwerfen – so
viel hat sie selbst in besten Börsenjahren nicht verdient. Die Bank
soll sich ihrer neuen Strategie gemäß auf die wichtigsten
Kundengruppen und Geschäftsfelder mit hohen Margen fokussieren. Auf
die Frage, wo die Margen denn tief sind und die Bank entsprechend
schrumpfen muss, ließen sich die Manager jede Antwort aus der Nase
ziehen. Einigermaßen konkret war der neue CSFB-Chef Brady Dougan
immerhin in einem Punkt: Der Eigenhandel mit Aktien- und
festverzinslichen Wertpapieren soll unter ein gemeinsames Dach ziehen
und zwecks Ertragssteigerung höhere Risiken eingehen. In welchem
Ausmaß die erwarteten Gewinne aus dem Eigenhandel in die
Gewinnprognose 2007 einbezogen wurden, blieb das Geheimnis der CS-
Manager.
Rätselhaft ist auch, wie das Private Banking in drei Jahren den
Gewinn von 2 Mrd. auf 3 Mrd. sfr steigern soll. Schon heute operiert
die Sparte mit außergewöhnlich hohen Margen, denn nur wenige Banken
sind im Verkauf von kapitalgeschützten oder alternativen
Anlageprodukten mit hohen Margen so erfolgreich wie die Credit
Suisse. Zwar gibt es im Vermögensverwaltungsgeschäft durchaus
attraktive Wachstumsmärkte, doch diese liegen außerhalb der Schweiz
und erfordern hohe Investitionen.
Großes hat die Bank schließlich auch im Schweizer Privat- und
Firmenkundengeschäft vor: Zwei Drittel mehr Gewinn bis 2007 wäre eine
Parforceleistung, zumal der Markt hier fast nicht mehr wächst. Das
Gewinnwunder will die CS fast ohne Stellenabbau erreichen. Daran
glauben wohl nur unentwegte Optimisten.
(Börsen-Zeitung, 8.12.2004)
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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