Börsen-Zeitung: Kommentar von Walther Becker zum Fundraising: Die im Geld schwimmen
Frankfurt (ots)
Kasse machen gehört zu ihrem Geschäft. Und ihre Kassen sind randvoll. Die paneuropäischen Buy-out-Fonds und ihre vehement auf den Kontinent strebenden US-Kollegen kaufen bevorzugt deutsche Unternehmen, stellen deren Finanzierung um, päppeln sie auf und schlagen sie wieder los. Cash is King, lautet ihre Devise.
Beim Fundraising der großen Adressen im Geschäft mit außerbörslichem Beteiligungskapital im neuen Jahr könnten um die 25 Mrd. Euro eingesammelt werden. Den üblichen Schulden-Hebel unterstellt, würden damit um die 75 Mrd. Euro für Investments zur Verfügung stehen. Transaktionen in einer Dimension, die noch vor zwei, drei Jahren unvorstellbar erschienen wären, rücken mit solchen Volumina auf die Radarschirme. Denn wenn sich mehrere Investmentgesellschaften zusammenschließen, dann sind auch deutlich mehr als 11 Mrd. Euro, die jetzt in Spanien für eine Telekomgesellschaft im Gespräch sind, realistisch. Schon bevor die Fondsmanager ihre institutionellen Investoren erneut zur Kasse bitten, besteht europaweit ein gewaltiger Kapitalüberhang auch wenn in den beiden Vorjahren mehr Mittel investiert als eingeworben wurden.
Geschmiert wird der Markt nicht nur vom sprudelnden Eigenkapital. Hinzu kommt der wachsende Risikoappetit der finanzierenden Banken. Deren reichliches Angebot an Krediten ermöglicht es den Buy-out- Firmen, die Bietkämpfe anzuheizen. Die Banken locken die Margen bei Leveraged Buy-outs, die deutlich über denen in der normalen Unternehmenslandschaft liegen. Die Zeche zahlen müssen die übernommenen Unternehmen aus ihren Cash-flows. Ihr Rating entspricht so gut wie ausschließlich Junk-Status. Strittig ist, ob eine Kreditblase entstanden ist und, wenn ja, ob diese platzt oder sich langsam zurückbildet. Übertreffen die Schulden einer erworbenen Gesellschaft wie bei den Gelben Seiten in Holland das Achtfache des operativen Ergebnisses, dann ist ein bedenklicher Rekord erreicht.
Dass Unternehmen, die hoch geleveraged sind, nur schwer an die Börse geführt werden können, erscheint plausibel. Den Anlegern an öffentlichen Märkten, die ausschließlich mit Eigenkapital investieren, sind solche Strukturen schwer zu erklären. Doch Exit muss sein. Denn nicht nur auf Cash-flow, sondern vor allem auch aufs Kassemachen kommt es an.
(Börsen-Zeitung, 4.1.2005)
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