Börsen-Zeitung: Zweiklassengesellschaft, Kommentar zum Deutsche-Bank-Jahresergebnis von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Über Wettbewerber spricht man nicht. Und so wollte Josef Ackermann der Name jenes Instituts, das gerade eine Sonderwertberichtigung von 2,5 Mrd. Euro auf Immobilienkredite angekündigt hat, nicht über die Lippen kommen. 2,5 Mrd. Euro: Das ist auch der Betrag, der bei der Deutschen Bank im vorigen Jahr nach Steuern als Gewinn übrig blieb. Die bei beiden Häusern HypoVereinsbank und <Deutsche Bank an unterschiedlichen Stellen der Misserfolgs- bzw. Erfolgsrechnung stehende Zahl dokumentiert den Unterschied zwischen Arm und Reich im privaten Teil des deutschen Kreditgewerbes: eine Zweiklassengesellschaft.
Das ist mehr als eine Momentaufnahme. Die Position, die sich die Deutsche im nationalen Vergleich erarbeitet hat, erscheint nicht nur uneinholbar. Wer kurz nach einer Bankenkrise die für manchen wohl längst nicht vorbei ist strategisch und operativ so bärenstark dasteht wie der Branchenprimus, der hat dank seiner Investitions- und Innovationskraft exzellente Chancen, zusätzliche Marktanteile dauerhaft auf sich zu ziehen; die Fondstochter DWS hat es dem Konzern schon vorgemacht. Ein solcher Krösus kann es sich auch leisten, an einer nationalen Konsolidierung desinteressiert zu sein. Das wirkt vor dem Hintergrund des penetranten Fusionsgeredes, mit dem sich etliche Marktteilnehmer seit Jahren von ihren eigentlichen Aufgaben ablenken lassen, fast provokativ. Aber Ackermann hat Recht. Wer seinen Job macht, kommt offensichtlich ganz gut allein über die Runden.
Und Ackermann macht seinen Job. Der Chef der Deutschen Bank liefert, was er verspricht etwa das Vorsteuerergebnis von 1 Mrd. Euro im Bereich Privat- und Geschäftskunden. Die gleiche Konsequenz und Glaubwürdigkeit darf man auch für das Erreichen der Eigenkapitalrendite von 25% in diesem Jahr unterstellen vor Steuern und, wie nun notwendigerweise präzisiert wird, vor Umstrukturierungskosten. Vor einem Jahr hatte Ackermann daneben noch die Summe von 6,5 Mrd. Euro als Gewinnziel genannt. Modellrechnung heißt es nun; durch die Aktienrückkäufe hat sich eben die Berechnungsbasis verändert. Klar, entscheidend ist die prozentuale Renditevorgabe. Dann war es aber unvorsichtig, damals einen absoluten Betrag zu nennen das ist einer der wenigen Schönheitsfehler in einer ansonsten überwiegend positiv beeindruckenden Erfolgsbilanz.
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