Börsen-Zeitung: Kommentar von Peter Olsen zu den Auswirkungen der von den Eisenerzlieferanten durchgesetzten Preiserhöhungen auf die Automobilwirtschaft: Blase als Dauerzustand
Frankfurt (ots)
Die Prognosen der Autohersteller für dieses Jahr sind so zurückhaltend wie selten zuvor. Vom Automobilsalon in Genf gehen keinerlei zuversichtlich stimmende Signale aus trotz einer Vielzahl wichtiger Neuvorstellungen, die für gewöhnlich für hohe Stückzahlen stehen. Und die jüngsten Verkaufszahlen am wichtigen nordamerikanischen Markt, wo von wenigen Ausnahmen abgesehen wieder herbe Rückschläge zu verkraften waren, sind gleichfalls nicht dazu angetan, auf eine baldige Besserung des Geschäfts zu setzen.
Wer glaubte, mit den allenthalben aufgelegten Sparprogrammen ob ForMotion bei Volkswagen, 500-Mill-Euro-Zugeständnis der Belegschaft bei Mercedes oder Kapazitätsrückschnitt und Belegschaftsabbau bei Opel seien die schlimmsten Zeiten vorbei, könnte sich getäuscht sehen. Denn erschwerend zu den schwachen Verkaufszahlen in Europa wie in den USA und den margenfressenden Rabattschlachten kommt offenbar als dauerhaftes Problem das Rohstoffthema hinzu.
Schon der ölpreisbedingte Preisschub bei den Kunststoffen sowie die ursprünglich von der überbordenden chinesischen Stahlnachfrage ausgehende Verteuerung von Stahl und Schrott hatte Autohersteller und vor allem Kfz-Zulieferer im vergangenen Jahr in den Schwitzkasten genommen. Mit vereinten Kräften aller Beteiligten und viel Überzeugungsarbeit des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) konnte bislang eine Unterbrechung in der automobilen Wertschöpfungskette verhindert werden. Die Lage vieler finanziell schwachbrüstiger Zulieferer blieb gleichwohl fragil.
Die Hoffnungen, dass sich die Spannungen allmählich lösen, scheinen sich zu zerschlagen. So ist weder eine nachhaltige Verbilligung des Lebenssaftes der westlichen Volkswirtschaften, des Rohöls, eingetreten, noch hat sich die Stahlpreisblase als solche erwiesen. Im Gegenteil: Die von den Eisenerzlieferanten durchgesetzten Preiserhöhungen liefern den Stahlkochern beste Argumente, ihre Abgabepreise auf keinen Fall zu senken.
Damit aber geraten die Kalkulationen in der Automobilwirtschaft auch für 2006 ins Wanken, stellt die HypoVereinsbank in einer Branchenstudie fest. Wohl dem, der sich auf zwei oder drei Jahre Stahl zu festen Preisen gesichert hat! Aber auch bei neuen Abschlüssen sind zusätzliche Kosten in dreistelliger Millionen-Euro- Höhe gewiss.
(Börsen-Zeitung, 3.3.2005)
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