Börsen-Zeitung: Kommentar von Peter Roller zu den Fragen auf der DaimlerChrysler-Hauptversmmlung: Anspruch und Wirklichkeit
Frankfurt (ots)
Der Pulverdampf der Hauptversammlung verzieht sich schnell. Doch für den DaimlerChrysler-Vorstand wird es zunehmend schwieriger, zur Tagesordnung überzugehen. Die Kritik der Fondsmanager war hart, und sie war substanziell. Das macht es schwer, sie einfach zur Seite zu wischen. Vielmehr ist der Konzern gefordert, sich mit den aufgeworfenen Fragen auseinander zu setzen.
Dass er dies zu tun gewillt ist, ist allerdings nicht so recht zu erkennen. Statt konkreter Antworten überwogen schwammige Aussagen. Wie weit Vorstand und Aktionäre von einander entfernt sind, zeigt sich daran, dass Vorstandschef Jürgen E. Schrempp von der guten Wertentwicklung der Aktie spricht, während Fondsmanager nur Wertvernichtung zu erkennen vermögen.
Als Schrempp von zehn Jahren den Vorstandsvorsitz der damaligen Daimler-Benz AG übernahm, betrug der Kurs umgerechnet 34,64 Euro. Heute bewegt er sich auf vergleichbarem Niveau, nicht gerade das, was man unter einer berauschenden Performance versteht. Die unbefriedigende Kursentwicklung der Aktie schärft den Blick auf die operative Verfassung des Konzerns und dabei ist viel negatives zu erkennen. Daimler wartete in den zurückliegenden fünf Jahren regelmäßig mit neuen Hiobsbotschaften auf. Mal waren es Schwierigkeiten im Nutzfahrzeuggeschäft, dann hohe hohe Verluste bei Chrysler. Es folgten Qualitätsprobleme bei Mercedes-Benz, der fehlgeschlagene Einstieg bei Mitsubishi Motors und r das milliardenschwere Sanierungsprogram für den Smart - der Weg der Fehlentwicklungen ist lang.
Stets wurde Besserung gelobt, doch immer wieder mussten die Prognosen gesenkt werden. So auch jetzt: Die Smart-Sanierung drückt die Ergebniserwartung. Nun weckt Daimler Hoffnung für das nächste Jahr. Aber wie war es bisher immer? Kaum war ein tiefes Schlagloch geflickt, brach das nächste auf. Deshalb auch ist es auf der Hauptversammlung nicht gelungen, die Aktionäre davon zu überzeugen, dass sich die Entwicklung nachhaltig ändern wird. Der Vorstand mag davon überzeugt sein, aber Anspruch und Wirklichkeit der vergangenen Jahre sprechen eine deutliche Sprache.
Wenn schon Autokäufern zunehmend das Vertrauen in die Marke Mercedes- Benz abhanden kommt, wie soll dann ein Anleger Vertrauen in die Aktie gewinnen? Eine Antwort darauf ist Schrempp letztlich schuldig geblieben.
(Börsen-Zeitung, 7.4.2005)
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Original content of: Börsen-Zeitung, transmitted by news aktuell