Börsen-Zeitung: Champions League mit 1860, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den Fusionsgesprächen zwischen der HypoVereinsbank und dem italienischen Unicredito
Frankfurt (ots)
Wenn Banker mit ihrem Latein am Ende sind, hilft nur noch das Thema Fusion. Es hat etwas Zwanghaftes. Als ob keine Hausaufgaben im Interesse von Aktionären, Kunden und Mitarbeitern zu erledigen wären! Der große Wurf muss es sein.
Das an Aufdringlichkeit grenzende Liebeswerben von HVB-Chef Dieter Rampl konnte der italienische Unicredito beim besten Willen nicht überhören. Aber wem soll die deutsch-italienische Hochzeit, über die nun endlich auch offiziell bestätigt seit Wochen gesprochen wird, nützen? Es wäre ein ungleiches Paar, das sich das Ja-Wort gäbe, und die Gefahr ist nicht gering, dass die Partner eine Ehe der Verlierer eingingen, es sei denn, der eine zöge die andere über den Tisch.
Die Ausgangsbasis: Der Unicredito, ertragsmäßig in der Spitzengruppe der europäischen Champions League, kann vor Kraft kaum laufen. Die HVB hingegen bewegt sich mit ihrer Spielanlage und Leistungskonstanz auf dem Niveau von 1860 München. Sie darf nach den Milliardenverlusten der jüngeren Zeit froh sein, in der Zweiten Liga mithalten zu können. Was kann sie den Italienern im Fall der Übernahme den Merger of Equals wird ja wohl niemand bemühen wollen bieten? Der Unicredito würde seine Eigenkapitalrendite (aktuell fast doppelt so hoch wie jene der HVB), seine Cost-Income- Ratio und seine Kernkapitalquote verwässern und obendrein sein AA aufs Spiel setzen. Aus Sicht der HVB-Aktionäre, die schon bisher von viel M&A-Fantasie in den Kursen der Großbank profitiert haben, wäre das zwar gewiss kein schlechtes Geschäft. Aber genau deshalb werden es die Italiener nicht machen, jedenfalls nicht in dieser schlichten Form.
Es spricht viel dafür, dass das eigentliche Interesse des Unicredito den hochprofitablen Osteuropa-Aktivitäten der HVB gilt. Das aber liefe für die Gesamtbank, für die Restrukturierung ohnehin ein Dauerzustand ist, auf ein Zerschlagungsszenario hinaus. Kann Rampl, der seinen Flirt absolut untypisch für Bankergepflogenheiten früh an die große Glocke gehängt hat, das wollen? Will er diesen hohen Preis zahlen, um sich Alessandro Profumo an den Hals werfen zu dürfen? Und was wird eigentlich, zumal mitten im Wahlkampf, die Landespolitik davon halten, wenn Rampl die trotz aller Globalisierung immer noch urbayerische Institution, die Bayerische Hypo- und Vereinsbank, so die korrekte Firmierung, verkauft? Das kann nichts werden.
(Börsen-Zeitung, 31.5.2005)
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