Börsen-Zeitung: Etappensieg, Kommentar zur turbulenten Hauptversammlung der IWKA von Björn Godenrath
Frankfurt (ots)
Im zweiten Anlauf hat er es geschafft und die Machtprobe mit Vorstand und Aufsichtsrat der IWKA gewonnen: Auf der Hauptversammlung hat US-Investor Guy Wyser-Pratte die Aktionäre hinter sich gebracht. Vorstand und Aufsichtsrat wurde die rote Karte gezeigt und die Entlastung verweigert. Der bei den Investoren seit geraumer Zeit umstrittene Vorstandschef Hans Fahr hatte das Handtuch geworfen und sein Amt kurz vor Beginn des Aktionärstreffens aufgegeben.
Auch die durchaus justiziablen Vorwürfe, das Management habe Umsatzzahlen manipuliert, hatte Fahr nicht mit Verweis auf mögliche rechtliche Schritte gegen die Unterstellungen des ruppigen Amerikaners gekontert. Das Signal zu senden, sich dem Angreifer nicht kampflos zu beugen, blieb mit der Klageandrohung Finanzchef Hans Lampert vorbehalten. Standhaftigkeit zu zeigen, kann sich jedoch lohnen. Denn der Aufsichtsrat bleibt entgegen Wyser-Prattes ursprünglicher Absicht im Amt offenbar mit den Stimmen des US- Investors.
Dieses Entgegenkommen mag bedeuten, dass der Großaktionär ein komplettes Führungsvakuum bei IWKA verhindern will. Auf einen Schmusekurs aber dürfte sich der Ex-Marineoffizier nicht einlassen. Er dürfte bei der Auswahl des neuen Vorstandschefs ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Denn: Welcher Manager will sich schon auf den heißen Stuhl setzen, wenn er nicht den streitbaren Investor hinter sich weiß?
Dabei ist auch nach dem turbulenten Freitag nicht klar, welchen Kurs die IWKA künftig steuern wird auch wenn der Kompass nun in Richtung Zerschlagung deutet. Den Wert seines Etappensiegs wird Wyser-Pratte nun im weiteren Dialog mit dem verbliebenen IWKA- Management sowie den übrigen Anteilseignern selbst bestimmen müssen. Schließlich steht mit der LBBW mindestens ein Großaktionär weiter zu der von Fahr und Lampert vertretenen Strategie des Verbunds von Auto- und Verpackungstechnik. Wohl dem, der heute nicht ausschließlich der Autokonjunktur ausgeliefert ist!
Wyser-Pratte droht indes Ungemach von der BaFin, die nach einem näheren Blick auf das Abstimmverhalten institutioneller Investoren versucht sein könnte, den Vorgang auf ein Acting in Concert hin zu untersuchen. Ein daraufhin möglicherweise erforderliches Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre würde richtig teuer.
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