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Börsen-Zeitung: Going Public, Kommentar zum Zusammenschluss HVB/Unicredito von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Für die Austragung künftiger Fusions- und
Übernahmespiele empfehlen wir die schöne neue Allianz Arena. Hier
könnten schon am Samstag Alessandro Profumo im rot-weißen Dress und
Dieter Rampl im weiß- blauen Trikot auflaufen, um vor 66000
Zuschauern und vielen Millionen an den Fernsehschirmen letzte Details
auszuhandeln. Es wäre der angemessene Rahmen für ein Event, das seit
Wochen ohnehin coram publico stattfindet. Für Insider noch eine
Hintergrundinformation: Klar passen ins Mailänder „Giuseppe Meazza“
mehr Leute rein. Aber bei solchen Begegnungen verzichtet der Große
auf sein Heimrecht (wer Herr im Haus ist, kann er noch früh genug
zeigen).
Im Ernst: Gewöhnungsbedürftig ist es schon, wie die Gespräche
zwischen Unicredito und HypoVereinsbank vor unser aller Augen und
Ohren geführt werden, angefangen mit Rampls öffentlicher Einladung an
die „attraktiven Partner“. Zumal angesichts der am 30. Mai ad hoc
bekundeten Absicht, über die Bestätigung der Gespräche hinaus nichts
mehr zu sagen, ist der Newsflow recht stetig und heftig. Man fühlt
sich über Bewertungen, Termine oder Personalien stets auf dem
Laufenden, und das meiste wirkt eher substantiiert als wild
spekuliert.
Warum gewöhnungsbedürftig? Daimler und Chrysler 1998, Deutsche und
Dresdner Bank 2000 oder Allianz und Dresdner 2001, um nur drei
Beispiele zu nennen: Große M&A-Deals werden Knall auf Fall
angekündigt, nachdem die Eckpunkte stehen (was ein späteres Scheitern
nicht ausschließt). In aller Regel kommen höchstens kurz vor der
Bekanntgabe Gerüchte auf, aber wohl noch nie gab es in einem
vergleichbaren Fall vor der Grundsatzeinigung derart lange quasi
öffentliche Verhandlungen wie bei „HypoCredito“. Ist gerade das ein
Erfolgsrezept? Störmanöver durch Indiskretionen werden verhindert –
das Indiskrete ist ja Teil der Strategie. Kritiker haben es später
schwerer – schließlich waren sie „dabei“ und haben alles gewusst.
Nicht zuletzt setzen die Gesprächspartner durch das hohe Maß an
Öffentlichkeit sich selbst und vor allem zaudernde Mitspieler enorm
unter Druck; man baut eine Erwartungshaltung auf, die kaum noch
enttäuscht werden kann. Wenn das klappt und im Sinne der
Publizitätsregeln alles sauber ist: Kompliment! Geht es aber schief,
dann gibt es die Höchststrafe: Wer sich und sein Team vor voll
besetzten Rängen blamiert, wird ausgewechselt.

Rückfragen bitte an:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0

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