Börsen-Zeitung: Kommentar von Sabine Wadewitz zum überraschenden Ende der Kooperation des US-Pharmariesen Pfizer und Altana beim Atemwegsmedikament Daxas: Altana in Atemnot
Frankfurt (ots)
Das überraschende Ende der Kooperation des US-Pharmariesen Pfizer beim Atemwegsmedikament Daxas ist ein schwerer Rückschlag für den Nischenplayer Altana. Die Trennung fällt zusammen mit der Hiobsbotschaft, dass der Hoffnungsträger aus der Altana- Produktpipeline in der Einjahresstudie teilweise nicht die erhofften Ergebnisse gebracht hat. Nachdem es bereits in der Vergangenheit Verzögerungen bei Daxas gegeben hat und die Unsicherheit im Markt mit Blick auf das Medikament somit groß war, ist die Altana-Aktie tief in den Keller gegangen. Der Verlust von fast 16% hat einen Börsenwert von 1 Mrd. Euro an einem Tag vernichtet.
Auch wenn die beiden schlechten Nachrichten aus dem Hause Altana dem Publikum in getrennten Mitteilungen beigebracht wurden, sie dürften in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Zwar wird in Bad Homburg betont, dass in der Studie aus Sicht von Altana letztlich keine Ziele verfehlt wurden. Für Pfizer dürfte das Interesse an der Atemwegsmedizin gleichwohl deutlich zurückgegangen sein, nachdem ein Endpunkt der Studie nicht erreicht wurde. Der weltweit führende Spieler hat als Vermarktungspartner in gleicher Indikation mit Spiriva ein Medikament von Boehringer Ingelheim im Sortiment, das sich im Markt außerordentlich gut entwickelt und hervorragende Studienergebnisse erzielte. Insbesondere wurde die gute Wirkung gegen eine Verschlimmerung der Lungenerkrankung hervorgehoben, wo das Altana-Medikament indes offenbar schwächer abschneidet. Bände spricht die Äußerung von Pfizer, die Suche nach neuen und innovativen Arzneimitteln gegen Raucherlunge und Asthma bleibe Priorität für den Konzern.
Dass Altana ihr Medikament nun zunächst in eigener Regie weiterentwickeln und die von Pfizer in den USA koordinierte Studie allein fortsetzen muss, birgt das Risiko weiterer Verzögerungen. Zudem belasten die zusätzlichen Forschungs- und Entwicklungskosten. Der Ertragsspielraum bei Altana ist jedoch erheblich, so dass der Ausstieg von Pfizer zunächst keine Spuren im Ergebnis hinterlassen wird.
Schwerer wiegt der Vertrauensverlust im Markt. Altana ist in der entscheidenden Phase, sich vom Einproduktunternehmen zu einem breit verankerten Pharmaunternehmen zu entwickeln. Die Vermarktung der Atemwegsprodukte ist die Bewährungsprobe.
(Börsen-Zeitung, 2.7.2005)
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