Börsen-Zeitung: Smarte Devise, Kommentar von Bernd Weber zur Entscheidung Chinas, den Außenwert ihrer Währung nicht mehr fest am US-Dollar zu orientieren
Frankfurt (ots)
Es sind zwar nur 2,11%, um die Chinas Zentralbank den Yuan zum Dollar aufgewertet hat. Aber die Abkehr von einer rein an der US- Devise ausgerichteten Währungspolitik auf eine, die den Yuan an einen Korb koppelt, stellt tatsächlich ein Abschneiden alter Zöpfe dar.
Der Schritt ist smart und keinesfalls nur symbolisch: getreu nach der Devise, wir handeln, wann wir es für richtig halten. Der Zeitpunkt war gut gewählt. Die Konjunktur brummt ohne Zeichen einer Abschwächung, und die Inflation lag zwischen April und Juni unter 2%. Dass Peking sich bei seinem Vorgehen etwas vom Währungsregime Singapurs abgeschaut und es vielleicht sogar als Blaupause verwendet hat, sollte nicht als mangelnde Kreativität gewertet werden. Gutes muss nicht neu erfunden werden.
Mit der Anbindung des Yuan an einen diskreten Währungskorb mit nicht veröffentlichten Gewichten, Währungen und bilateralen Schwankungsbreiten zum Yuan hält sich die Peoples Bank of China alle Türen offen. Die Rücknahme der zentralen Parität zum Dollar auf 8,11 von 8,28 Yuan bei gleichzeitiger Beibehaltung des Bandes von 0,3% kann nicht wirklich verwundern. Für China ist der Greenback die Währung im Außenhandel, rund 80% werden in der US-Devise fakturiert. Es wurde Bewegungsbereitschaft gezeigt und gleichzeitig deutlich gemacht, dass man in Sachen Dollar/Yuan das Heft des Handelns keinesfalls aus der Hand geben will. Was auch angesichts eines zwar unbekannten, aber sicherlich großen Anteils des Greenback an den mehr als 700 Mrd. Dollar hohen Devisenreserven Sinn macht.
Dass eine gut zweiprozentige Aufwertung nur ein erster Schritt sein wird, darüber sind sich viele klar. Deshalb werden die Zuflüsse spekulativer Gelder, die übrigens in den vergangenen Monaten abgenommen haben, sicherlich nicht noch weiter zurückgehen. Die Zentralbank in Peking wird somit weiter in größerem Umfang Dollar und US-Staatsanleihen kaufen. Das wird Alan Greenspan freuen. Der Fed-Chairman und die Regierung Bush können weiter mit relativ niedrigen Langfristzinsen planen, was der US-Konjunktur hilft.
Die Defizite im bilateralen Handel werden durch die Aufwertung nicht kleiner werden. Aber das dürfte Washington egal sein, solange chinesische Ersparnisse den amerikanischen Konsum finanzieren.
(Börsen-Zeitung, 22.7.2005)
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