Börsen-Zeitung: Kampf gegen Ladenhüter, Kommentar zur Restrukturierung bei Sony von Birga Böcker
Frankfurt (ots)
Hundert Tage hatte sich der neue Sony-CEO Howard Stringer ausgebeten, dann wollte er seinen Restrukturierungsplan für den japanischen Elektronikkonzern vorlegen. Doch der allgemein erhoffte Aha-Effekt ist ausgeblieben. Wer sich von Stringer und seinem neuen Managementteam konkrete Angaben dazu erhofft hatte, welche Teile der riesigen Sony-Produktpalette der Restrukturierung zum Opfer fallen, wurde enttäuscht.
Zwar hat die Konzernspitze klare Ergebnisziele ausgegeben etwa eine zweistellige Umsatzsteigerung sowie eine operative Gewinnmarge von 5% bis März 2008. Doch allein durch Kostenreduzierungen in Höhe von 200 Mrd. Yen (1,5 Mrd. Euro) ist dies nicht zu erreichen. Schon Sonys bisheriger Restrukturierungsplan vom Oktober 2003 hat nicht den erhofften Schub gebracht. Zwar wurden seither 16000 Arbeitsplätze gestrichen, aber die Kostensenkungen konnten den Preisverfall bei Digitalprodukten nicht auffangen. Mit Ausnahme der Spielekonsole Play Station Portable blieben umsatzsteigernde Verkaufsschlager bei Sony Mangelware.
Das will Stringer vor allem durch organisatorische Umbauten ändern. Geplant ist unter anderem eine Verlagerung bisher dezentraler Entscheidungen auf das Topmanagement. So soll die parallele Entwicklung von gleichartigen Produkten verhindert und gleichzeitig die Kommunikation über Bereichsgrenzen hinweg erleichtert werden. Der neue CEO will sich auf Erfolgsprodukte konzentrieren. Doch davon hat Sony in den letzten Jahren zu wenige gesehen. Ob das neu gegründete Produktkomitee des Konzerns daran wie versprochen schon bis zum nächsten Jahr etwas ändern kann, scheint unwahrscheinlich.
Für Sony ist 2006 ein wichtiges Datum immerhin wird der Konzern dann 60 Jahre alt. Doch zum Jubeln gibt es wenig Anlass: Das Management prognostiziert für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr einen Konzernverlust. Nach Jahren der Diversifizierung muss sich Sony nun gesundschrumpfen. Jedes fünfte Produkt soll eingestellt werden, mit Groß- und Einzelhändlern laufen Verhandlungen über die Zukunft ganzer Produktfamilien. Stringer, der seit seiner Amtsübernahme im Juni nun bereits zum zweiten Mal die Prognose senkte, tut gut daran, die Zügel in die Hand zu nehmen. Er muss nun schnell dafür sorgen, dass Sony keine Ladenhüter mehr produziert.
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