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Börsen-Zeitung: Der Stellvertreter, Kommentar zum eingeleiteten Führungswechsel bei der DZ Bank von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Habemus papam? Angesichts der seit Wochen
heftigen Diskussionen und Spekulationen hätte man glauben können, es
ginge um keinen Geringeren. Doch der Posten des Stellvertreters
Christi ist gerade nicht vakant. Zu besetzen war nur der eines
anderen Stellvertreters. Kein weißer Rauch stieg daher auf am
wolkenlosen Himmel über Frankfurt. Es tagte ja auch nicht das
Kardinalskollegium, sondern der ganz profane Aufsichtsrat der DZ
Bank.
Wolfgang Kirsch heißt er also, der neue zweite Mann hinter Ulrich
Brixner – einen solchen gab es seit dem Abgang von Uwe Flach Ende
2003 nicht. Kirsch ist zugleich explizit die designierte Nummer 1 des
genossenschaftlichen Zentralinstituts. Brixner wird, dann 65- jährig,
wohl im September 2006 in den Ruhestand gehen. Der Aufsichtsrat der
DZ Bank hat nicht nur eine einstimmige, sondern auch eine
überzeugende Entscheidung getroffen. Kirsch hat vor allem als
oberster Risikomanager des Instituts Kompetenz und
Entscheidungsstärke unter Beweis gestellt. Das „Krebsgeschwür
Risikovorsorge“, als das Brixner einst das aus früheren Zeiten
herrührende, für das Institut existenzgefährdende Leiden
diagnostizierte, ist heute unter Kontrolle. Die einschlägigen Zahlen
sprechen für sich – und für Kirsch. Der 50-Jährige erfreut sich
zudem, wiewohl ihm als langjährigem Deutsch-Banker der
genossenschaftliche Stallgeruch fehlt, sehr breiter Akzeptanz im
Verbund. Er kommt an der Basis an und spricht deren Sprache. Unterm
Strich ist seine Wahl ebenso überzeugend, wie es auch eine
Entscheidung für die Vorstandsmitglieder Thomas Duhnkrack oder Heinz
Hilgert gewesen wäre. Jeder aus diesem Trio ist für den
anspruchsvollen Job qualifiziert, der DZ Bank ist mithin zu wünschen,
dass auch die beiden anderen an Bord bleiben. Die Voraussetzungen
dafür hat Aufsichtsratschef Christopher Pleister durch eine taktische
Meisterleistung geschaffen. Indem der Beschluss um fünf Wochen
vorgezogen wurde, konnten bleibende Schäden für die öffentlich als
Brixner-Stellvertreter und -Nachfolger gehandelten internen und
externen Namen vermieden werden.
Was heißt das alles für die erwogene Fusion mit der WGZ Bank?
Nichts. Kirsch steht für Kontinuität, auch insoweit. Die
Kräftebündelung im genossenschaftlichen Oberbau bleibt angesichts
unvereinbarer Positionen in Frankfurt und Düsseldorf ein eher
unrealistisches Szenario.

Rückfragen bitte an:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0

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